Aua benedida und aua desinfectar in der Kirche von Ladir. Fotos: Peter Egloff

Aua benedida, aua desinfectar

Design aus dem Randgebiet. Der Mesmer der Kirche von Ladir in der Surselva hat das Weih- und Schutzwasser-Päckli erfunden.

Die katholischen Oberhirten des Bistums Chur taten sich anfangs nicht leicht mit Corona. Als die Epidemologen ihnen ans Weihwasserbecken gingen und die Kirchen schlossen, behaupteten sie, dass der liebe Gott und nicht der Daniel Koch die Menschen vor Ansteckung schützen werden – vorab die Gläubigen und erst recht die Betenden hätten nichts zu befürchten. Die Gottesfürchtigen mussten bald vor der Naturwissenschaft einknicken. Die Kirchen blieben an Ostern erstmals seit Menschengedenken leer.

Doppelwasser-Kiste

Ihre Schäflein weit draussen in den Gemeinden nehmen die Sache pragmatischer. In Ladir, einem Dörflein hoch über der Surselva, haben sie gar eine praktische Erfindung gemacht: Das Weih- und Schutzwasserkistchen, das im Windfang der Kirche steht, die dem heiligen Zeno gewidmet ist. Das Design ist imprägniert vom Wissen, dass doppelt genäht besser hält. Also die «aua benedida» für die gesunde Seele und die «aua desinfectar» für den gesunden Körper. Beides schön geordnet in einem eigens zusammengenagelten Kistchen mit einem Polster, so dass die zwei Wasser aufrecht stehen bleiben, wenn die Erde bebt.

Dem Vernehmen nach könnte die Antwort von Ladir auf Corona sich zu einem wahren Exportschlager entwickeln. Kirchen bis weit in die polnischen Steppen, ja sogar die Basiliken im Heiligen Rom hätten sich erkundigt. Zur Zeit klärt man ab, wie die nötigen Produktionskapazitäten in der Surselva aufgebaut werden könnten.

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