Das Buch ist auch die Geschichte der Revolution von 1830, die die Bourbonen stürzte und Louis Philippe von Orleans zum König machte.

Die Tierwelt

Dieses Buch ist eine Sehlegende. Seine Bilder hat Loderer irgendeinmal betrachtet, gespeichert und im Erinnerungstrog versenkt. Nun hat es Loderer gelesen: Eine «Konferenz der Tiere» avant la lettre.

Dieses Buch ist eine Sehlegende. Irgendwann im Kunstgeschichtsdurchlauf habe ich diese Zeichnungen gesehen, die vermenschlichten Tiere. Da sahen mich Löwen an, in Kleidern des 19. Jahrhunderts, echte Repräsentanten ihrer Zeit, Bienendamen in modischen Kostümen mit Reifrock und herablassendem Blick. Diese Bilder habe ich irgendeinmal betrachtet, gespeichert und im Erinnerungstrog versenkt.  Doch der echte Bücherfreund ist ein Antiquariartsmarder. Er sucht Nahrung, Lesefutter, Sammlungsstoff. Bei Thierstein in Biel lag ein brauner Band im Fenster: J.J. Granville: Vie privée et publique des animaux. Erstausgabe 1842, damals also, als Louis Philippe, Roi des Français in der Starre der Machterhaltung lag und Heinrich Heine in der Matratzengruft. Als alles ganz ruhig war und man nur das Rieseln der Zinsen vernahm, die von den Kapitalien tröpfelten. Ich musste das Buch haben, wusste aber nicht, was es war. Denn ich meinte, Jean Ignace Isidore Gérard, dit Jean-Jaques Granville (1803-1847) sei nur ein Illustrator der komischen Art gewesen, ein Tierlizeichner. Er war weit mehr, ein Ironiker allererster Güte. Das Buch, aus dem ich einige Illustrationen kannte, ist eine «Konferenz der Tiere» avant la lettre, nur weit abgründiger als bei Erich Kästner. Ort der Handlung ist le jardin des plantes in Paris, wo die dort gefangen Tiere zur Gründung einer Tierbefreiungsbewegungen sich heimlich zusammenrotten. Es gibt zwei Parteien, die domestizierten und die wilden, also Hund, Kuh und Schaf versus Löwe, Tiger und Wolf. Die Mitte dieses Parlaments besteht aus Meerestieren, im Hintergrund sitzen die Vögel. Die Tiere beschliessen die Revolution, die Befreiung vom Menschen. Doch als es konkret werden soll, endet es mit der Gründung einer Zeitung. Darin werden die Schicksale der armen Tiere erzählt. Es sind alles Zuschriften, die die Redaktion von den Tieren da draussen erhält...
Die Tierwelt

Dieses Buch ist eine Sehlegende. Seine Bilder hat Loderer irgendeinmal betrachtet, gespeichert und im Erinnerungstrog versenkt. Nun hat es Loderer gelesen: Eine «Konferenz der Tiere» avant la lettre.

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