Michael Widrig von Kaufmann Widrig Architekten präsentiert das sanierte Amtshaus Helvetiaplatz in Zürich. Fotos: Gianfranco Rossetti
Im Auftrag von Xella Porenbeton Schweiz

Hinter der Kulisse isolieren

Kaufmann Widrig Architekten stellten in der Baumuster-Centrale das sanierte Amtshaus am Helvetiaplatz in Zürich vor. Um die sperrige Fassade nicht zu verändern, isolierten sie mit Multipor-Dämmplatten nach.

«Das Amtshaus am Helvetiaplatz ist ein sperriges Gebäude», beginnt Michael Widrig von Kaufmann Widrig Architekten seinen Vortrag am Brownbag-Lunch in der Schweizer Baumuster-Centrale: Wuchtige Pfeiler, grobe Betonbrüstungen, endlose Fensterreihen. Technisch war das 1963 eröffnete Haus seiner Zeit voraus, die Architekten Walter, Doebeli + Hoch planten mit vorfabrizierten Elementen, vorgespannten Unterzügen, Aluminiumfenstern. Seit 2013 steht es unter Deckmalschutz. Das stellte die Architekten bei der Sanierung vor Herausforderungen. Um die Fassade nicht zu verändern, dämmten sie innen nach: Eine Schicht Foamglas und eine zweite mit Multipor-Dämmplatten. «Letzterer Schneidet bei der grauen Energie besser ab», sagt Widrig. Das war wichtig, da die Architekten nach Minergie-Eco planten. Sonnenschutzgläser reduzieren den Wärmeeintrag weiter, damit sich das Gebäude im Sommer nicht wie bis anhin auf bis zu 30 Grad aufheizt. Im Winter wärmt eine Bodenheizung, die alten Radiatoren unter den Fenstern sind Akustikpaneelen gewichen. Optisch verändert hat sich nur das Erdgeschoss: Die Architekten ergänzten die beiden Erschliessungskerne um ein Café und einen Empfangsbereich. So bringen sie das schwebende Gebäude auf den Boden, in die Stadt.

Ob sich eine bauphysikalische Massnahme bewährt, weiss man erst nach Jahren. Marcus Knapp von Amstein + Walthert stellte darum Messungen vor, die sein Büro beim Schulhaus Ilgen in Zürich gemacht hatte. Auch hier wurde mit Multipor-Dämmplatten innen nachisoliert. Da sich dadurch der Taupunkt im Mauerwerk verschiebt, brauchte es bauphysikalisches Fingerspitzengefühl – und einen Beweis: Ein Zimmer bauten die Planer schon ein Jahr zuvor um, damit sie sicher gehen konnten. Die Messungen nach mehreren Jahren bestätigen die damaligen Erkenntnisse: Die Wand wird nicht zu kalt, beziehungsweise zu feucht. «Wichtig ist, dass es keine Hohlräume in der Fassade hat», erklärt Knapp. An manchen Stellen planten die Bauphysiker zudem absichtliche Wärmebrücken ein, damit die Holzbalkendecken nicht schimmeln.

Besucherinnen inspizieren das Multipor-Mockup.

Multipor-Dämmplatten eignen sich für Umbauten, insbesondere weil das Material diffusionsoffen ist. «Gore-Tex-Mantel statt Plastiktüte», steht auf der Präsentation von Marco Vincenz, Geschäftsleiter von Xella Porenbeton Schweiz. «Wir sind der grösste Porenbetonherstellt der Welt.» Die Firma stellt in 90 Werken Produkte wie Ytong-Bausteine, Hebel-Elemente oder eben Multipor-Dämmplatten her. In Zukunft werden sich nicht nur die Baustoffe verändern, sondern auch die Planung, ist Vincenz überzeugt. Er zeigt ein Bild eines Vorarbeiters, der mit Hololens auf der Baustelle steht. Die Brille blendet Informationen zu Elementen ein, und zwar millimetergenau. «Auf der Baustelle wird künftig nicht mehr von Hand eingemessen», sagt Vincenz. Seine Firma will bei dem Wandel vorne mit dabei sein. Ähnlich wie dies die Architekten Walter, Doebeli + Hoch vor 56 Jahren am Helvetiaplatz waren.

Der Brownbag-Lunch ist eine Veranstaltung der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich.

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