Jean-Luc von Aarburg, Partner bei Miller & Maranta Architekten, stellt sein Projekt vor. Sein Merkmal ist das grosse Dach. Fotos: Gianfranco Rossetti
Im Auftrag von PREFA (Schweiz) AG

Fein falten

In Riehen haben Miller & Maranta Architekten einen Kindergarten erstellt. Sein Merkmal ist das Dach, das mit einem Prefalz-Aluminiumdachsystem gedeckt ist. Architekt und Hersteller stellten das Objekt vor.

Elmar Schilter hat «Blech im Blut, wie er gleich zu Beginn des Brownbag-Lunch in der Schweizer Baumuster-Centrale erklärt. Denn Schilter ist Spenglermeister und heute Leiter von Prefa Schweiz. Ebenso viel vom Fach versteht auch Stefan Wildi, auch er ein Spengler und bei Prefa Berater von Bauherren und Architekten. Zur Veranstaltung unter dem Titel «feine Gliederung» begrüssten die beiden Herren das mit Sandwiches und Getränken ausgerüstete Publikum im vollen Saal. Zunächst stellten sie die breite Produktepalette ihrer Firma und die Vorzüge von Aluminium als Baumaterial vor.
Einer der grossen Vorteile des Aluminiums stand auch am Anfang der Geschichte: Zur Eindeckung einer Berghütte war ein leichtes Material gesucht. Aluminium war da naheliegend, doch der Transport von langen Bahnen per Maultier war schwierig. Also entwickelte Spenglermeister Gödl 1946 in Salzburg die Dachplatte aus Aluminium. Daraus hat sich mit den Jahrzehnten eine breite Palette an Aluminiumprodukten und -anwendungen für Dächer und Fassaden entwickelt.

Fein gefaltet: das Kindergartendach. (Foto: Prefa / Croce & Wir)

Das Dach der drei Räuber
Im Zentrum des Interesses stand das Prefalz-Dach von Prefa, wie es Miller & Maranta Architekten am Doppelkindergarten in Riehen eingesetzt haben. Architekt Jean-Luc von Aarburg, Partner von Miller & Maranta, stellte das im letzten Jahr vollendete Gebäude vor. Es kam in ein kleinteilig strukturiertes Quartier zu stehen, das von zweigeschossigen Wohnhäusern geprägt ist. Ein Merkzeichen darin ist das Schulhaus von 1910 mit einem markanten vielgestaltigen Dach. Diesem Schulhaus haben die Architekten für ihr Projekt denn auch das Thema «Dach» entlehnt. Aber auch eine weitere Assoziation spielte mit: Tomi Ungerers Kinderbuch «Die drei Räuber» auf dessen Cover drei finstere Gestalten mit tief ins Gesicht gezogenen Hüten prangen. «Wir wollten für die Kinder ein Haus schaffen, das ihnen in Erinnerung bleibt», brachte es Jean-Luc von Aarburg auf den Punkt. In – positiver – Erinnerung wird den Kleinen ihr Kindergarten bestimmt bleiben!
Im Grundriss ist das Gebäude L-förmig. Einen Arm wendet es dem nahen Schulhaus zu. In diesem Bereich sind die Tagesstrukturen für die Schule untergebracht. Im längeren Arm und separat erschlossen liegen die beiden Kindergärten. Im Innern lassen sich alle Räume entlang der Fassaden in einer Enfilade miteinander verbinden, was der an sich kleinteiligen Struktur einen weiten Atem gibt. Die grossen Räume reichen bis ganz nach oben in den zeltartigen Dachraum. Dessen Spitzen sind jeweils abgeschnitten, sodass sich der Raum mit einem Glasoberlicht zum Himmel hin öffnet. Die kleinteiligen Bereiche sind zweigeschossig. Über den Toiletten, Garderoben und Gruppenräumen gibt es im Dach eine weitere «Raumkapsel», in die sich die Kinder zurückziehen können.
Das Gebäude ruht auf einer Betonplatte, ist ansonsten aber vollständig aus Holz konstruiert. In wenigen Tagen war er aufgerichtet. Länger gedauert hat dann die Arbeit des Dachdeckers. Den Architekten war es wichtig, die vielgestaltigen Flächen mit einem Material von hoher Präzision und Feinheit einzudecken. Diese Ansprüche erfüllten sie mit dem Prefalz-Aluminiumdachsystem. Bis zu 5 Meter lange, rund 50 Zentimeter breite Bahnen waren das Ausgangsmaterial. Diese wurden horizontal genau nach den Plänen der Architekten verlegt. Anschnitte oder Zwischenstücke waren tabu – ein horizontaler Falz muss über alle Kanten und auf allen Neigungen horizontal durchlaufen, sodass die Übergänge wie ein gefaltetes Blattwerk wirken. Separat entwickelt haben die Architekten in Zusammenarbeit mit Prefa die Dachrinne. Sie sammelt das Wasser und lässt es über einen Speier für die Kinder gut sichtbar auf den Boden fliessen.

Elmar Schilter ist Spenglermeister und heute Leiter von Prefa Schweiz. Er hat Blech im Blut.

Aus den Bergen längst im Tal angekommen
Das Dach des Doppelkindergartens mir Tagesstruktur ist mit hellem Aluminium eingedeckt. Wie Stefan Wildi von Prefa darlegte, umfasst das ganze Sortiment eine breite Farbpalette, und ab einer gewissen Menge sind auch speziell gemischte Farben möglich.
Und wie ist es mit den ökologischen Aspekten von Aluminium? Hier gab der Leiter von Prefa Schweiz, Elmar Schilter, gleich zu Beginn eine Einführung. Die Herstellung von Aluminium aus Bauxit braucht in einem katalytischen Prozess tatsächlich viel Energie. Doch da Alu zu praktisch hundert Prozent rezykliert werden kann, ist der Bedarf an solchem Primäraluminium relativ gering. Die Prefa-Produkte würden heute zu 80 Prozent aus rezykliertem Sekundäraluminium bestehen, unterstrich Schilter. Und wenn auch die Umweltbelastung pro Kilogramm Aluminium relativ hoch sei, so sei die Belastung pro Quadratmeter Dachfläche wiederum gering: Das Material ist sehr leicht, die Bahnen nur gerade 0,7 bis 1 Millimeter dick. So ist denn das Produkt auch nach den Vorgaben von Eco-Bau 2 zertifiziert.
In einem Überblick zeigten die Vertreter von Prefa weitere Objekte, die mit ihren Produkten realisiert wurden oder im Bau sind. So beispielsweise das Naturbad in Riehen von Herzog & de Meuron, das Hohe Haus in Horw von Tilla Theus oder der Dachaufbau am Hauptsitz der Zürcher Kantonalbank von Jessenvollenweider.
Wenn am Anfang der Prefa-Geschichte auch eine Berghütte bei Salzburg stand und der Einsatz im alpinen Raum nach wie vor wichtig ist, so ist das Aluminium – sei es als Prefalz- Dach, als Strangpressprofil oder als Verbundplatte – längst in den Niederungen der Städte und Dörfer angekommen.


Der Brownbag-Lunch ist eine Veranstaltung der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich.

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