Diskutierten die solare Lehre: Annika Seifert (HSLU), Peter Schürch (BFH), Hani Buri (HEIA) und Axel Simon (Hochparterre). Fotos: Markus Käch, HSLU

Voneinander lernen

Solaris #04 dreht sich um die Entwurfslehre mit Solarenergie. Bei der Vernissage an der Hochschule Luzern war man sich einig: Grundlagen vermitteln nicht statt, sondern mit Inspiration. Und: Teamarbeit vor!

Anfangs sah man durch die Sonnenstoren hindurch noch die Alpen. Auch die Stuhlanordnung hatte corona-bedingt eher landschaftlichen Charakter: Rund 40 Gäste verteilten sich grosszügig über die Geschossfläche, die sonst als Zeichensaal dient. Christian Zimmermann begrüsste als Vertreter der Hochschule Luzern, Wieland Hintz im Namen von EnergieSchweiz, den Ermöglichern der Heft- und Veranstaltungsreihe Solaris, dessen vierte Nummer an diesem Donnerstagabend gewürdigt wird. Thema: Wie lehrt man das Entwerfen mit Blick auf Energie und Emissionen? Die Präsentationsrunde der drei Gäste zeigte wunderbar unterschiedliche Antworten. Nur Elli Mosayebi fehlte leider aus gesundheitlichen Gründen.

Annika Seifert ist zusammen mit Luca Deon und Gunter Klix verantwortlich für den Fokus Architektur & Energie an der Hochschule Luzern. Sie entwirft mit ihren Studierenden an Orten mit anderer Kultur und anderem Klima, zum Beispiel Ägypten oder Südafrika. Im darauffolgenden Semester wenden sie das Erlernte an einem Entwurf in der Schweiz an. Neben Energieexperten begleitet eine Künstlerin das Semester. Atmosphärische Filme versuchen, klimatische und energetische Phänomene sichtbar zu machen.

Annika Seifert lehrt an der HSLU.

Peter Schürch lehrt schon lange an der Berner Fachhochschule und leitet dort den Studiengang Nachhaltiges Bauen. Sein Ansatz: mit Grundlagen in die Tiefe gehen und dabei die Anwendung in der Praxis nicht aus den Augen verlieren. Bei seiner Entwurfsaufgabe in Burgdorf ist vieles vorgegeben: Programm, Bauplatz und Aussenraumgestaltung. Die Studierenden konzentrieren sich auf Gebäude, Konstruktion und Technik.  

Peter Schürch von der Berner Fachhochschule.

Hani Buri lehrt an der HEIA in Fribourg Konstruktion und Entwurf. Dort leitet er das Atelier Popup, ein Experimentierraum für Prototypen, wo auch der Pavillon für den Solardecathlon 2017 entstanden ist, eine Kooperation verschiedener Hochschulen der Romandie. Studierende unterschiedlicher Bereiche planten über mehrere Jahre zusammen – und gewannen mit dem selber gebauten Pavillon schliesslich den Wettbewerb in Denver, USA.

Hani Buri lehrt an der HEIA Fribourg.

Energie und Nachhaltigkeit sind allgegenwärtig – und zwar nicht mehr als eine vor Zahlen staubende Wissensvermittlung, sondern als lustvolles Entwurfsthema. Diese Erkenntnis des Heftes spiegelt auch die Veranstaltung. Das Thema sei plötzlich gefragt, sagen die drei Lehrenden unisono. Bei der Studienleitung gebe es noch Nachholbedarf, sagte Peter Schürch. Braucht es da noch eine sinnliche Herangehensweise (z.B. die Filme bei Annika Seifert) als Türöffner zu trockenen Zahlen? Das Podium begrüsst es als Inspiration. Skeptischer ist eine Studentin aus dem Publikum: Etwas weniger Kunst und mehr handfestes Wissen, bitteschön. Und überhaupt: mehr davon!

Das zweite, was es zu lernen gilt: Arbeiten im Team. Das ‘Miteinander’ wurde zu einem Leitthema des Abends – nicht ganz zufällig, schreibt doch die HSLU, die auch Gebäudetechniker ausbildet, sich das Interdisziplinäre auf die Fahnen. Doch auch die anderen Hochschulen liessen die Energie-Semester intensiv von Experten begleiten. Und in der Praxis sei das sowieso zwingend.

Corona-bedingt zog sich das Feld der rund 40 Gästen auseinander.

«Der Unterschied zwischen dem Wissen und dem Erleben ist unendlich gross», sagt der Künstler Olafur Eliasson im Solaris-Interview. Das bestätigt das Eintauchen in andere Kulturen bei Annika Seifert oder die Team- und Bauerfahrung beim Solardecathlon mit Hani Buri. Wertvolle Erlebnisse. Doch fehlen dann nicht die trockenen Grundlagen? Können die Studierenden nach einem Semester in Kapstadt ein Solarhaus in Kriens entwerfen? Nein. Aber das müssen sie auch nicht. Wichtig sei, das strategische Denken zu beherrschen. Auch, weil sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die technischen Lösungen sehr schnell verändern.

Nachhaltigkeit als Querschnittsthema, darin waren sich alle einig, sollte das Ziel sein: selbstverständlicher Hintergrund aller Entwurfsentscheidungen. Mit diesem Vorsatz ging man zum fleischfreien und wunderbaren Apéro über. Der Wein hiess übrigens Solaris.

Das Buffet als gelungener Abschluss des Abends.

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