Urban bauern

Der Traum vom industriellen Pflanzenbau ist schon oft geträumt worden. Nun soll er auch in der Schweiz Realität werden. Doch Fragezeichen bleiben viele.

Fotos: Dan Cermak

Der Traum vom industriellen Pflanzenbau ist schon oft geträumt worden. Nun soll er auch in der Schweiz Realität werden. Doch Fragezeichen bleiben viele.

Eine «Revolution im Pflanzenbau» versprach die Internationale Gartenschau in Wien 1964 dem Publikum: Der Ingenieur Othmar Ruthner hatte einen 42 Meter hohen Glasturm aufgestellt, in dem Töpfe an einem Paternoster hingen, der ständig im Umlauf war. Die Presse sprach von einer «Weltsensation». Doch bald stellte sich heraus: Wartung und Kosten waren zu hoch; die Rechnung ging nicht auf. Das letzte Turmglashaus in der Wiener Neustadt wurde 2017 zerlegt. «An kontrollierten Anbausystemen führt kein Weg vorbei.» Davon ist Thomas Zoellner überzeugt. Der Schweizer Agrarberater hat 2018 den Branchenverband Farmtech Society gegründet, der in Brüssel helfen soll, die richtigen Weichen für die EU zu stellen. Er verweist auf die Klima- und Ressourcenvorteile der Methode. «Um künftig genug Gemüse und Früchte anzubauen, haben wir weder das Land noch das Wasser.» Zudem mache der Klimawandel das Wetter unberechenbarer. Die Folge sind Ernteausfälle. Vertical Farming befreit die Landwirtschaft von den Launen der Natur. In LED-beleuchteten Hallen ist rund ums Jahr Sommer, Erdbeeren lassen sich jeden Tag ernten. Denkbar sind auch hybride Methoden: Setzlinge für Getreide reifen in der gestapelten Farm heran und wachsen dann auf dem Feld weiter. Der Ertrag ist laut Zoellner vielfach höher, der Wasserverbrauch 20-mal tiefer. Zudem braucht es keine oder kaum Pestizide. Und die Produktion ist gut planbar, lässt sich rasch auf die Nachfrage ausrichten – das hilft, Lebensmittelabfälle zu verringern. ###Media_2### In-Store-Farmen in der Migros In den Niederlanden werden seit 20 Jahren Tulpen in vertikalen Farmen angebaut. Nun könnte die Zeit reif sein für eine breite Anwendung der Technik. In den USA wachsen deren Anbieter schnell. In Japan stammen schon zehn Prozent der Salate aus vertikalen Farmen. Das Berliner Start-up Infarm ist in Europa, in Nordamerika und Japan aktiv; hierzuland...

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