Triste Stimmung rund um den Kulturpalast in Warschau. Das Bild stammt von 1988, doch seither hat sich (ausser dem Auto) hier nicht viel verändert.

Trauerspiel in Warschau

Das Projekt von Christian Kerez für den Neubau des Museums für Moderne Kunst in Warschau stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Problematisch ist, dass man während der ganzen Planungszeit den Eindruck nicht los wurde, dass eigentlich niemand (ausser die Museumsleute selbst) das Projekt wirklich will – trotz anders lautenden Beteuerungen. Ein Kommentar von Werner Huber.

Das Projekt von Christian Kerez für den Neubau des Museums für Moderne Kunst in Warschau stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Dass die Bevölkerung die minimalistische «Kiste» des Wettbewerbsprojekts heftig kritisierte, erstaunte nicht: Nach der jahrzehntelangen Plattenbau-Tristesse hätte man gerne etwas Spektakuläres gehabt, mindestens so spektakulär wie Frank Gehrys Guggenheim-Museum in Bilbao. Dabei steht das Gebäude mit Bilbao-Effekt gleich nebenan – der 230 Meter hohe Kulturpalast im «Zuckerbäckerstil». Problematischer ist, dass man während der ganzen Planungszeit den Eindruck nicht los wurde, dass eigentlich niemand (ausser die Museumsleute selbst) das Projekt wirklich will – trotz anders lautenden Beteuerungen. Die heutige Stadtregierung unter Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz hat das Vorhaben von ihrem Vorgänger, dem späteren Staatspräsidenten Lech Kaczynski, geerbt. Bebauungspläne à gogo Kaczynski hatte die Entwicklung der Brache rund um den Kulturpalast energisch vorangetrieben. Der Bebauungsplan von Stadtarchitekt Michal Borowski sollte 2005 einen Schlusspunkt unter die jahrelangen Diskussionen setzen, die das äusserst unglückliche Wettbewerbsergebnis von 1992 ausgelöst hatte. Borowski hatte ganz pragmatisch das Stadtgefüge weitergestrickt und so die grosse Leere um den Palast aufgefüllt. Von allen Bebauungsplänen war dies der unspektakulärste und darum der beste. Er bildete auch die Basis für den 2007 von Kerez gewonnenen Wettbewerb für das Museum für Moderne Kunst. Doch bald nach dem Wettbewerb kam dem Kerez-Projekt seine (noch gar nicht gebaute) Umgebung abhanden. Unter der neuen Stadtregierung musste auch ein neuer Bebauungsplan her. Hochhäuser waren nun Trumpf; sie sollten den ungeliebten Kulturpalast in die Silhouette der Stadt einbinden oder ihn am liebsten gleich zum Verschwinden bringen. Die Bebauungspläne wechse...
Trauerspiel in Warschau

Das Projekt von Christian Kerez für den Neubau des Museums für Moderne Kunst in Warschau stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Problematisch ist, dass man während der ganzen Planungszeit den Eindruck nicht los wurde, dass eigentlich niemand (ausser die Museumsleute selbst) das Projekt wirklich will – trotz anders lautenden Beteuerungen. Ein Kommentar von Werner Huber.

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