Eine Zürcher Siedlung aus den späten 1920er-Jahren mit aufgestocktem Kopfbau. Fotos: Christian Senti

Schon immer da?

Singer Baenziger Architekten haben in Zürich-Unterstrass ein Reihenhaus aus dem Jahr 1928 saniert. Die Aufstockung gibt nicht nur dem Haus mehr Raum, sondern auch der Zeile einen würdigen Abschluss.

In Zürich-Unterstrass, gleich gegenüber dem Schulhaus Milchbuck, steht eine städtebauliche Kuriosität. Zweigeschossige Reihenhäuser umschliessen in kleinen Gruppen die Anlage eines Tennisclubs. Das kleine Clubhaus verströmt den Charme der frühen Licht-Luft-Sonne-Moderne mit Ozeandampfer-Reling. Der Blockrand aus Reihenhäusern stammt zwar aus dem Jahr 1928, doch haben die Architekten Kündig & Oetiker ihre Zeilen traditionell gestaltet, mit Satteldach und Fensterläden. Nur wenige Details, wie der bündige Übergang der Erker in die Giebelfassade oder die gemauerten Erkerstützen, lassen erahnen, dass sie wohl gern etwas wilder entworfen hätten. Moderne mit Handbremse.

Ziegelstützen? Darin verstecken sich Holzstützen.

Das Schlafzimmer an der Terrasse mit Pergola.

Da die Wohnzone hier drei Geschosse erlaubt, droht die Aufstockung einzelner Häuser den Zusammenhalt der Siedlung aufzubrechen. Singer Baenziger Architekten lösen die Aufgabe überraschend. Sie hoben nicht einfach nur das Dach an, sondern bauten das Reihenendhaus scheinbar nahtlos weiter und verteilten den noch zulässigen Raum auf zwei weitere Geschosse. Im zweiten Obergeschoss teilen sich nun zwei neue Zimmer eine Terrasse mit Pergola und ein Bad. Im Geschoss darüber liegt das schmale ‹Himmelszimmer› zwischen zwei Terrassen. Sein Bullaugenfenster blickt entlang der Nachbarfirste. Blaue Wände, weisses Täfer und blau-weisswolkige Bodenfliesen verstärken das maritime Bild, das vom Tennisklub hinüberweht.

Das ‹Himmelszimmer› mit Bullauge.

Die äussere Erscheinung des Hauses verblüfft. War es immer schon so? Die Fenster mit Läden und die Ziegelstützen der Pergola sind Zitate des Vorhandenen. Das Bullauge ein zwinkerndes Bild. Die Aufstockung, übrigens aus Holz konstruiert, gibt nicht nur dem Haus mehr Raum, sondern auch der Zeile einen würdigen Abschluss, den sie nie hatte. Und der als Vorbild dienen kann für den Rest der Siedlung. Eine Frage, die die Erweiterung nicht beantwortet: Was wird sein, wenn die heute noch kleinen Kinder ausgeflogen sind? Lässt sich das Reihenhaus mit drei Geschossen
und Attika für mehrere Parteien aufteilen? Die offene Treppe vereitle das heute noch, sagen die Architekten. Doch könne man später auf der Rückseite eine zweite Erschliessung anbauen. Vielleicht in Form eines Dampferschornsteins?

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Dachgeschoss

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Kommentare

Andreas Konrad 11.05.2019 14:31
Eine « amerikanische» Erweiterung , sprich : Herrlich unideologisch und wunderschön , sie soll als Vorbild für zukünftige Aufbauten dienen .
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