«Ohne Tool erodieren die Honorare»

Der SIA darf die Kalkulationshilfe für Honorare nicht mehr publizieren. Was das für die Baukultur bedeutet, diskutieren Stefan Cadosch, Daniel Bosshard und Sacha Menz.

Fotos: Illustration: Zoë Miserez

Der SIA darf die Kalkulationshilfe für Honorare nicht mehr publizieren. Was das für die Baukultur bedeutet, diskutieren Stefan Cadosch, Daniel Bosshard und Sacha Menz.

Weil sie mutmasslich gegen das Kartellgesetz verstösst, musste der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) seine Kalkulationshilfe für Honorare Anfang Jahr zurückziehen. SIA-Präsident Stefan Cadosch, Daniel Bosshard vom BSA Zürich und ETH-Professor Sacha Menz – alle drei praktizierende Architekten – sprechen über die Folgen für ihren Berufsstand. Was bedeutet der Wegfall für die Architekten? Stefan Cadosch: Architektinnen, Ingenieure und Bauherren können die Kosten einer Planung nicht mehr mit der Kalkulationshilfe approximativ ermitteln. Für erfahrene Planer ist das nicht so einschneidend, weil sie dafür eigene Werkzeuge haben mit Erfahrungswerten aus ihrer Praxis. Es ist aber ein grosses Problem für junge Büros oder kleine Gemeinden, die nicht viel bauen oder zum ersten Mal ein Spital oder eine Schule planen. Das Problem betrifft nicht die ganze Branche? Daniel Bosshard: Als Architekt mit langjähriger Erfahrung sehe ich das anders. Selbstverständlich kann jedes Büro – ob klein oder gross – den eigenen Aufwand eruieren. Die Kalkulationshilfe ist ja nicht vom Erdboden verschwunden. Im Ausland wird sie oft doch irgendwie beigezogen. Einsteiger haben also eine Stütze, um grob zu rechnen. Das Problem ist das gesamte Geschäftsumfeld, nicht der einzelne Betrieb. Die Baubranche braucht klare Rahmenbedingungen, damit alle wissen, wovon sie reden. Und dieser Rahmen ist seit Anfang Jahr zur Hälfte verloren gegangen: Wir sprechen nur noch über die Leistungen und nicht mehr über deren Quantifizierung. Sacha Menz: Das sehe ich auch so. Es geht um die Baukultur, denn das Problem betrifft alle am Bau beteiligten. Der Planungsprozess dauert im Schnitt fünf Jahre. So langfristig ohne eine Hilfe zu kalkulieren, ist äusserst heikel. Der Meteorologe hat schon Mühe, nächsten Sonntag vorauszusagen. Die hohe Baukultur der Schweiz hängt auch mit dem Baukostenpl...

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