Das obere Foyer des Musiksaals: Rot leuchtet ein Treppenhaus durch die metall-spiegelnde Seitenwand. Fotos: Roman Weyeneth

Klonen und schwelgen

Herzog & de Meuron haben den historischen Musiksaal des Stadtcasinos Basel so erweitert, dass man es nicht sieht. Und sie erweitern damit auch ihr Repertoire um erstaunliche Strategien, zum Beispiel Klonen.

H&deM hat den Musiksaal erweitert! ... Äh, wo genau?? Das fragt sich wohl manch ein Architekturinteressierter, der auf dem Barfüsserplatz steht. Der neueste Lokalwurf der Basler Architekturtitanen ist praktisch unsichtbar. Und das kam so: 2007 sagten die Baslerinnen an der Urne «Nein» zum Teilersatzneubau des Stadtcasinos durch Zaha Hadid. H&deM unterstützten damals die Kollegin, im Sinne von: Stararchitekten halten zusammen. Aussichtslos. Fünf Jahre später hatten sie selber den Auftrag im Sack. Zuerst für eine städtebauliche Studie, die dem kostbaren Musiksaal, 1876 von Johann Jakob Stehlin gebaut, endlich angemessene Nebenräume an die Seite stellen sollte. Der Entwurf überzeugte die gemeinnützige Casino-Gesellschaft und sie beauftragte die Architekten mit dem Bau. Der Casino-Gesellschafts-Komissions-Präsident Christoph Gloor lobte bei der Medienkonferenz das Mäzenatentum seiner Stadt überschwänglich. Und auch die Architekten lobte er: «Wo H&deM draufsteht, ist auch H&deM drin.» Was in diesem Fall nicht ganz stimmt. Weder beim neuen Anbau, noch beim Kammermusiksaal (Hans-Huber-Saal), in dem dieser Satz fiel und den die Basler Architekten denkmalpflegerisch (wirklich unsichtbar) wiederherstellten. ###Media_2### Architektur als Städtebau Auch das Gebäude ist unsichtbar und das ist bemerkenswert, weil nicht gerade klein. Und es ist überzeugend. Denn eigentlich will der Bau freistehen, so die Architekten: «Der Stehlinsche Musiksaal war als souveräner Palazzo konzipiert und sämtliche Versuchte, Aufbauten anzudocken, wirkten wie eine lächerliche Bastelarbeit.» Also kappten sie den Casino-Anbau aus den 1930er-Jahren mit einer Gasse anstelle der einstigen Kutschenvorfahrt, entfernten alles spätere Beigemüse an der Rückseite und pflegten den dort entstandenen Zwischenraum zur Barfüsserkirche als Fortsetzung des Platzes. «Architektur als Städteba...
Klonen und schwelgen

Herzog & de Meuron haben den historischen Musiksaal des Stadtcasinos Basel so erweitert, dass man es nicht sieht. Und sie erweitern damit auch ihr Repertoire um erstaunliche Strategien, zum Beispiel Klonen.

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