Frisch, hell und leicht: Das neue Kunsthaus ist wieder ganz das alte. Fotos: Roman Keller

In Leuzingers Kopf geschlüpft

Conen Sigl haben das Kunsthaus Glarus saniert. Die Veränderungen sind so feinfühlig und abgestimmt, dass man sie für original hält.

Man sieht nur, was man weiss, im sanierten Kunsthaus Glarus. Die Veränderungen sind so feinfühlig und abgestimmt, dass man sie für original hält. Der wichtige Bau der Nachkriegsmoderne, zeichenhaft mit seinen zwei Häusern und den verglasten Satteldächern, sei zu filigran für grobe Eingriffe, fanden Maria Conen und Raoul Sigl, die Architektin und der Architekt der Sanierung. Wie hätte der Architekt von 1952, Hans Leuzinger, sein Haus saniert und erneuert, fragten sie, und schlüpften in dessen Kopf. Das Ergebnis sind Verglasungen, die man nicht als neu erkennt – Detaillierung und Materialisierung wirken wie aus den 1950er-Jahren. Dasselbe beim Staketengeländer, das, um wesensgleiche Mittelstücke ergänzt, die Sicherheitsnorm wieder erfüllt. Es gibt Leuchten, die man zwar als neu identifiziert, deren Form aber wie eingegossen passt. Clever ist der neue Rauch- und Wärmeabzug eingebaut: Im Oberlichtsaal klappen einfach die vier Eckfelder der Glasdecke mechanisch hoch, was im Sommer auch der Nachtauskühlung dient. Mit anderen Worten: Selbst die technische Erneuerung ist nicht zu sehen. ###Media_3### ###Media_4### Am schwierigsten war die Aktualisierung des Brandschutzes. Das Treppenhaus sollte mit Glaswänden geschlossen und auch im Foyer eine Glaswand eingezogen werden, verlangte das erste Konzept. Diese Abtrennungen hätten Leuzingers Raumfluss gestoppt. Lieber aussen etwas anfügen als innen alles zerstören, fanden Conen und Sigl. Eine Feuertreppe am längeren Haus, an der im Vergleich zum Park weniger sensiblen Strassenseite, wurde zum Befreiungsschlag. Architektonisch anbiedern wollten sich Conen Sigl damit aber nicht: «Mit einem komplett neuen Bauteil erreicht man die Originalsprache dann doch nicht ganz.» Sie entwarfen einen robusten Stahlbau, scheinbar industriell und wie von der Stange, von oben bis unten strahlend weiss gestrichen. Das eigenständige Element mag ...
In Leuzingers Kopf geschlüpft

Conen Sigl haben das Kunsthaus Glarus saniert. Die Veränderungen sind so feinfühlig und abgestimmt, dass man sie für original hält.

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