Die Fassade ist neu, sieht aber aus wie die alte. Fotos: Alexander Gempeler

Im Denkmaldilemma

Rolf Mühlethaler und Matti Ragaz Hitz sanieren zwei Häuser des Tscharnerguts in Bern. Die Architekten erhalten die wertvolle Substanz, aber auch einige der Defizite.

Wer in Bern durch die Grosssiedlung Tscharnergut marschiert, bemerkt es zuerst kaum. Nur ein Streifen Putz an der Stirnseite eines Hauses verrät: Da wurde etwas angesetzt. Rolf Mühlethaler und Matti Ragaz Hitz Architekten haben das Scheibenhochhaus saniert und eine drei Meter breite Schicht entlang der Westfassade angefügt. In gewisser Weise ist die neue Fassade ursprünglicher als jene der anderen Häuser. Helle Betonelemente prägen die Brüstung wie 1966, als die Siedlung fertiggestellt wurde. Bei den übrigen Scheiben haben nachträglich angebrachte Eternitplatten die Strenge von damals aufgelöst.Die Bauten des Tscharnerguts zählen seit 1994 zum Inventar der Denkmalpflege. Entsprechend behutsam gingen die Architekten beim Umbau vor. Die Laubengänge auf der Ostseite blieben erhalten. Neu sind nur zwei Erschliessungstürme, deren Lifte nun auf jedem Geschoss halten statt wie früher auf dem Zwischenpodest. Dach und Westfassade – 75 Prozent der Oberfläche – wurden neu gedämmt, die Ost- und Stirnfassaden aber lediglich innen nachisoliert. Wo die Architekten Elemente ersetzten, etwa Fenster, Handläufe oder Absturzsicherungen, orientierten sie sich am Original.Die neue Raumschicht erhöht die Erdbebensicherheit und erweitert die Wohn- und die Schlafzimmer sowie die Loggien. So steigt die Wohnfläche um zwanzig Prozent. Die alten Grundrisse bleiben unverändert. Einzig das Waschbecken, vorher im Flur, integrierten die Architekten im Bad. Um das Wohnungsangebot trotzdem zu verbreitern, schlugen sie einem Viertel der 96 Wohnungen mit bisher drei Zimmern einen Raum der Nachbarwohnung zu. So entstanden je 24 Wohnungen mit viereinhalb und mit zweieinhalb Zimmern. Bei der Materialisierung hielten sich die Architekten an den Bestand. Im Flur geht man zum Teil noch auf den alten Klinkersteinen. Die Wände schimmern in den ursprünglichen Grautönen. In Küche, Bad und Schlafzimmer lieg...
Im Denkmaldilemma

Rolf Mühlethaler und Matti Ragaz Hitz sanieren zwei Häuser des Tscharnerguts in Bern. Die Architekten erhalten die wertvolle Substanz, aber auch einige der Defizite.

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