Holztakt und Industriemelodie

Die Wohnüberbauung ‹Krokodil› verdichtet das Sulzer-Areal in Winterthur mit industriellen Referenzen. Holz gibt die Struktur vor, bleibt aber im Hintergrund.

Fotos: Jürg Zimmermann

Die Wohnüberbauung ‹Krokodil› verdichtet das Sulzer-Areal in Winterthur mit industriellen Referenzen. Holz gibt die Struktur vor, bleibt aber im Hintergrund.

Holz hat einen Minderwertigkeitskomplex, könnten böse Zungen behaupten. Stets will es im Vordergrund stehen, wenn es denn mal endlich statt Beton oder Backstein zum Zug kommt. Selbst bei einem Wohnblock in der Stadt muss es sich an der Fassade brüsten, so schön haptisch und heimelig wirkt es doch. Und wenn nicht auf der Gebäudehülle, dann mindestens im Inneren, wo die Balken tragen und die Bretter laufen. Nicht so auf dem Sulzer-Areal in Winterthur. So viel Holz wie hier wurde noch in kaum einem Gebäude in der Schweiz verbaut. Doch zu sehen ist davon nichts. Jedenfalls zunächst. Das verwundert nicht am Rand des ehemaligen Industrieareals von Sulzer, das der Baukonzern Implenia zur dichten ‹Lokstadt› umkrempelt (siehe ‹Quartier im Umbruch› unten). Alte Backsteingebäude geben hier den Ton an, neue Massivbauten suchen den Anschluss an früher. Mittendrin besetzt das ‹Krokodil› einen wuchtigen Blockrand, 106 auf 65 Meter. Die Grossform steht in der Tradition der grossen Hallenvolumen auf dem Areal. Auch bei der Fassade nehmen Baumberger & Stegmeier und Kilga Popp Architekten industrielle Themen auf. Über dem vierten Stock wechselt das Material von Faserzement auf Blechschindeln. «Diese Höhe zieht sich wie eine Wasserlinie durch das ganze Areal», sagt Peter Baumberger. Die Kranbahnen, die auf dem Gebiet teilweise noch vorhanden sind, verlaufen auf dieser Höhe. Und sie entspricht auch der Häuserzeile, die die Architekten neben dem ‹Krokodil› weiterbauen. ###Media_2### ###Media_3### Obwohl ein Wohnhaus, bleibt seine Fassade glatt, und die Fenster lösen sich in einem Netz aus Aluminium auf – eine weitere Anspielung auf die Industriearchitektur. «Ruhe und Gleichförmigkeit», nennt es Stephan Popp. Der Dachvorsprung schimmert unten verheissungsvoll orange und lässt den Holzbau erahnen. Obschon technisch als Flachdach konstruiert, verweist er mit der fei...

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