Heinrich Helfenstein beim Fotografieren eines Kunstwerks von Santiago Calatrava.

Heinrich Helfenstein (1946-2020)

Er hat die Gebäude einer Generation fotografiert. Manche Architekten begleitete er vom ersten Werk bis zur internationalen Anerkennung. Nun ist Heinrich Helfenstein seiner langen, schweren Krankheit erlegen.

Wir trauten uns kaum, ihn zu fragen. Claudia Moll und ich schrieben am Buch über Eduard Neuenschwander, dem Architekten und Umweltgestalter. Und Heinrich Helfenstein war unser Wunschfotograf. Aber eben auch der bekannteste Schweizer Architekturfotograf. Ich rief ihn an. Er sagte sofort zu. Einen breiten Blick werfen können auf das Werk eines lange verkannten Architekten? Er war neugierig. Es folgten Gespräche und Ausflüge, auch mit Neuenschwander. Der über achtzigjährige Architekt, der sechzigjährige Fotograf und wir, eine weitere Generation jünger. Natürlich dominierte der Giedion-Jünger Neuenschwander die Gespräche mit ideologischer Strenge. Der Rossianer Helfenstein nahm es mit beeindruckender Ruhe. Und machte sich sein eigenes Bild. «Ich habe mich nie als reinen Fotografen gesehen», hatte er zu Rahel Marti gesagt, als sie ihn im November 2001 für den Tages-Anzeiger porträtierte. «Die Fotografie war immer Teil meiner Beschäftigung mit Architektur und Stadt.» Begonnen hatte er allerdings weder beim Einen, noch beim Anderen, sondern mit einem Studium der Literaturwissenschaften in Zürich und Florenz. Noch vor dem Abschluss Ende der Sechzigerjahre übersetzte er für Bruno Reichlin und Fabio Reinhart architekturtheoretische Texte vom Italienischen ins Deutsche. Als Aldo Rossi 1972 nach Zürich kam, fand sich Heinrich als einer seiner Assistenten an der ETH wieder, später bei Paul Hofer. Städte und Menschen hatte er schon fotografiert. Für Rossis Mailänder Triennale von 1973 kaufte er seine erste grosse Kamera, denn Reichlin/Reinhart hatten ihn beauftragt, die klassizistische und moderne Architektur Zürichs zu dokumentieren. Heinrich machte seine ersten Architekturfotos. In der Folge wurde der Nicht-Architekt und Nicht-Fotograf ein Teil der wohl folgenreichsten Schweizer Architektengeneration. Das, was Martin Steinmann mit dem Stift machte, machte er mit der Kame...
Heinrich Helfenstein (1946-2020)

Er hat die Gebäude einer Generation fotografiert. Manche Architekten begleitete er vom ersten Werk bis zur internationalen Anerkennung. Nun ist Heinrich Helfenstein seiner langen, schweren Krankheit erlegen.

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