Gott oder Verbrecher? Handwerker!

Was ist ein Architekt? Was kann er, was soll er? Das Berufsbild der Verbände BSA, SIA und FSAI ist erschütternd phantasielos und voller Angst.

Was ist ein Architekt? Was kann er, was soll er? Das Berufsbild der Verbände BSA, SIA und FSAI ist erschütternd phantasielos und voller Angst.

Ein Architekt sei «Rivale des Schöpfers» schrieb Claude-Nicholas Ledoux. Bruno Taut sah in ihm den «Weltbaumeister», Adolf Loos immerhin noch einen «Verbrecher». Wie sehen wir ihn heute, den Architekten? Die Verbände BSA, FSAI und SIA, vereint in der Conférence Suisse des Architectes, beantworten die Frage im ‹Berufsbild Architekt›. Und verderben damit die Lust an diesem Beruf. Erstens: Der Text ist sprachlich schwach. «Zusammenhänge und wechselseitige Abhängigkeiten» könne der Architekt «zu einem gültigen Ganzen» vereinen. Das mag ihm mit Steinen gelingen, mit Worten nicht. «Die städtebauliche Setzung des Bauwerkes in der spezifischen Umgebung unter Berücksichtigung der vielfältigen Anforderungen und Rahmenbedingungen» – wer solch menschenferne Sätze drechselt, der baut auch menschenferne Häuser. Überhaupt: Wer das Wort «Leistungserbringung» benutzt, kann kein guter Mensch sein. Singen gegen den Sturm Zweitens ist der Text inhaltlich schwach. Vier Generationen nach Le Corbusier, so sollte man meinen, stünde das Selbstbild des heroischen Architekten der Moderne zur Disposition. Fehlanzeige. «In seiner Haltung loyal und bedacht» «führt», «koordiniert» und «leitet» er alle am Bau Beteiligten. Er ist der Kapitän auf der Brücke eines sinkenden Schiffes. Immerhin: Der Schweizer Architekt sei auch Treuhänder des Bauherrn (dessen allmähliches Verschwinden übrigens nicht erwähnt wird) und Wahrer des kulturellen Erbes. Und auf den elf locker beschriebenen Seiten liest man 16-mal das Wort «Gesellschaft» und 17-mal «Verantwortung». Doch genau das macht skeptisch. Jemand, der etwas so Allgemeines so häufig wiederholt, der singt gegen den aufkommenden Sturm, statt sich und den Seinen den Marsch zu blasen. Was uns, drittens, zur methodischen Schwäche des Textes führt. Er behauptet und fordert Glauben. Er erzählt das Märchen vom freien Arc...

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