Hagmann-Areal in Winterthur: Eine schmale Veranda vermittelt zwischen Innenhof und Wohnung. Fotos: Georg Aerni

Gemeinschaft bauen

Wie eine Gewerbebrache entwickeln, ohne bloss Profit daraus zu schlagen? Die Winterthurer Familie Hagmann macht es mit den Architekten Weberbrunner und Soppelsa vor.

Wie kann man eine zentral gelegene Gewerbebrache für die nächsten Generationen weiterentwickeln, ohne einfach nur Profit daraus zu schlagen? Die Familie Hagmann aus Winterthur macht es vor: 2013 gab Fritz Hagmann das 16 000 Quadratmeter grosse Areal an seine Nachkommen weiter. Drei Generationen hatten hier bis in die Siebzigerjahre eine Zimmerei betrieben. Nun setzten sich die drei Geschwister bei der Entwicklung des Grundstücks in Gehdistanz zum Bahnhof Winterthur-Seen zwei Themen: Architektur und 2000-Watt-Gesellschaft.

Der Neubau fasst mit dem bestehenden Werkstatthaus einen wohlproportionierten Innenhof – das soziale Herz der Anlage.

Aus dem Architekturwettbewerb ging ein u-förmiger Baukörper als Gewinner hervor. Er fasst mit dem noch genutzten Handwerkerhaus einen nach zwei Seiten offenen Hof, der heute die gesellschaftliche Drehscheibe und der zentrale Freiraum ist. Holz spielt – wenig überraschend – die Hauptrolle: Eine Holz-Beton-Verbund-Konstruktion trägt das Haus, rundum zieht sich eine aussen dunkel bemalte Holzfassade, die im Hof naturbelassen bleibt. Diese graue Energie sparende Bauweise, eine Belegungsvorschrift, wo immer möglich reduzierte Gebäudetechnik und der Entscheid, dass nur Mieter ohne Auto hier wohnen können, entsprechen dem Anspruch der 2000-Watt-Gesellschaft.

Aussenraumtürme unterteilen die dunkle Fassade.

Bis auf die 1½-Zimmer-Wohnungen verlaufen alle fünfzig Mietwohnungen von einem turmartig gestapelten Baumzimmer auf der Aussenseite zu einer Verandaschicht im gemeinsamen Hof. Der Wohnungsmix zielt auf eine gemischte Nutzerschaft ab: Es gibt Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte bis hin zu Räumen für eine Gross-WG. Zehn Zimmer machen die spätere Anpassung an veränderte Lebenssituationen möglich. Sie stehen als Hobbyraum, Teenagerzimmer oder Büroraum zur Verfügung. Als Zückerli gibt es einen Gemeinschaftsraum und eine Sauna. Dank der guten Lage hat sich auch eine Arztpraxis eingemietet, so bleiben die Bewohner nicht nur unter sich. Auch die Aussenräume sind mit einem Auge auf die Förderung der Gemeinschaft entwickelt: Rund ums Haus liegen Rasen- und Wiesenflächen, neue Obstbäume wurden gepflanzt, und den Bewohnern steht sogar ein Pflanzblätz zur Verfügung.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 10/2018 der Zeitschrift Hochparterre.

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