Es ist 15 Jahre her, dass Miller & Maranta die Villa Garbald von Gottfried Semper sorgfältig renovierten und mit einem Wohnturm im Garten ergänzten. Der Ort, zuvorderst im Bergell, fast schon in Italien, ist seitdem ein begehrtes Ziel für Retraiten der ETH oder von Privaten. Seit letztem Sommer ist das Refugium in Castasegna um ein Angebot reicher. Gleich hinter dem Roccolo, dort, wo der Kastanienhain beginnt, durch den man nach Soglio wandert, ersetzte Armando Ruinelli ein Kastaniendörrhäuschen (‹cascina›) durch einen Neubau gleicher Grösse. Dieser dient nun Einzelpersonen einige Wochen als Klausur. Abseits des geschäftigen Alltags soll man im Studio Cascina «zum Kern eines wissenschaftlichen, künstlerischen oder kulturellen Projekts vorstossen» können, schreibt die Stiftung Garbald. ###Media_2### In zwei übereinanderliegenden Räumen lässt sich hier luxuriös-elementar kontemplieren. Unten sitzt die Einsiedlerin am Kastanienholztisch von Ruinelli, im Sessel von Gerrit Rietveld vor dem Cheminée, oder sie kocht sich ihre Suppe auf dem Induktionsherd mit integriertem Dunstabzug, während die kleine Waschmaschine darunter leise die Kutte von gestern reinigt. Ihre Hand fährt über die dunkel geschichteten Stampfbetonwände, das bandsägenraue Holz und den schwarzen Stahl der Küche, die Füsse streicheln den geschliffenen, durch Marmormehl und Sand wolkig-weissen Mörtelboden. Die Augen wiederum erkennen in den dünnen Leisten und breiten Fugen zwischen den Deckenbalken ein Zitat der früheren Nutzung: Auf ähnlichen Holzgittern dörrten hier Kastanien im Rauch. ###Media_3### ###Media_1### Wenn es draussen blitzt und donnert, möchte man das Bett im oberen Raum gar nicht verlassen. Oder vielleicht nur, um auf der Bank zu sitzen und durch das Fenster auf Gartenmauer, Villa und Waldhang zu schauen. Kastanienholz belegt die schräge Decke, den Boden und die Wand zu B...