Die Beschriftung der Sportanlage Heuried in Zürich gehört «wie Böden, Fenster und Wandfarbe zum Gebäude», sagt Kristin Irion vom Büro Bivgrafik. Fotos: Giuseppe Micciché

Eine Tafel allein macht noch keine Signaletik

Stadt und Kanton Zürich wollen ihre Gebäude einheitlich markieren. Offen ist, wie das geschehen soll, ohne dass die Architektur darunter leidet.

Je nach Blickwinkel verändert sich die Schrift. Eingefügt in die Lattung der Fassade beginnen die Räume zwischen den Buchstaben mit dem Eindunkeln zu glühen. Bei Tag tritt die Beschriftung zurück. ‹Heuried› steht in grossen Versalien an der Sportanlage in Zürich, die das Architekturbüro EM2N um eine Eishalle erweiterte. «Beschriftungen gehören wie die Böden, die Fenster, die Wandfarbe zum Gebäude. Sie bestimmen den individuellen Charakter eines Hauses mit», sagt Kristin Irion vom Zürcher Gestaltungsbüro Bivgrafik, das die Beschriftung verantwortet. Je sorgfältiger gestaltet die Architektur, desto umsichtiger sollte sie beschriftet werden. Gebäudebeschriftung als Teil der Architektur zu verstehen: Das leuchtet vielen Designern und Architektinnen ein. Bivgrafik und andere Büros haben in den letzten zwanzig Jahren zu einer Renaissance der Beschriftungskultur beigetragen. Kristin Irion und ihr Team können sich eine architekturnahe Haltung leisten, weil sie vorwiegend anspruchsvolle Bauten von Büros beschriften, die sich für eine passende Signaletik einsetzen. ###Media_2### Graubereich zwischen Marke und Architektur Eine so klare Haltung einzunehmen, gelingt nicht immer. Denn nicht nur die Architektur, auch Bauherrschaften und Nutzerinnen formulieren ihre Bedürfnisse: Sie wollen ihre Logos am Bau sehen. So beauftragen zum Beispiel die SBB und private Immobilienentwickler früh Werbeagenturen damit, einen ‹Brand› für ihre Bauprojekte zu entwickeln. Das erleichtert die Vermietung von Gewerbe- und Wohnflächen. Solche Markenbildung kann sich auf spätere Orientierungsstelen auswirken, nimmt aber selten Einfluss auf die Gebäudebeschriftung. Die Phase des Marketings ist mit dem Bezug der Gebäude in der Regel abgeschlossen. Private Auftraggeber stört es meist nicht, wenn ein ‹Brand›, der für das Gebäudemarketing wichtig war, nicht als Grundlage für die Be...
Eine Tafel allein macht noch keine Signaletik

Stadt und Kanton Zürich wollen ihre Gebäude einheitlich markieren. Offen ist, wie das geschehen soll, ohne dass die Architektur darunter leidet.

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