Das Puppenhaus ist ein Bühnenbild für das Drama der Genossenschafterinnen.

Das fidele Leben im Genossenschaftshaus

Das Theater TD Berlin hat «Bodentiefe Fenster» uraufgeführt. Ein bunter, melancholischer Reigen über das Leben in der Hausgenossenschaft. Wegen der Seuche im Netz statt im Saal. Eine schöne Theaterstunde.

 

«Es ist eine Art Dorf. Mitten in der Stadt», sagt Sandra zu Beginn des vergnügten Abends «Bodentiefe Fester», den das Theater TD Berlin eingerichtet hat. Wir sitzen aber nicht im Plüschsessel, sondern vor dem Computer. Zwei Schauspielerinnen und ein Schauspieler führen in unterschiedlichen Rollen in gut einer Stunde den turbulenten, öden, nervenzehrenden und sinnstiftenden Alltag im Genossenschaftshaus auf – die Arbeit am selbstbestimmten Wohnen. Die vielen Zuschauerinnen, die solches Leben nur vom Hörensagen kennen, amüsieren sich köstlich über die chaotischen Haussitzungen, wo es darum geht, das Taschengeld aller Genossenschaftskinder zu vereinheitlichen oder der Klage zu folgen, dass die Salate immer zuerst aus der gemeinsamen Gemüsekiste verschwinden. Ich lebte mein bestes Wohnleben in Zürich für über 20 Jahre im einem solchen Chaos und folgte dem Geschichtenstrauss mit Nostalgie – denn, ja – es war «wie eine Art Dorf» und das passt zu mir. Und so ist der Reigen von der Bedeutung des Wohnhauses für die Weltrettung, über den Kuchen backenden und weintrinkenden Hausvater, die gemeinsame Verwaltung des Weinkellers, das Hochgericht über Sauberkeit und Dreck bis zur Umwandlung des Gemeinschafts- in einen Quartierraum amüsant und bunt. Quer durch die gmögige urbane Kleinbürgerlichkeit stösst die Autorin dann den Stahl: Solches Leben macht krank. Sandra kommt in die Burnout-Klinik und wird sich nie mehr den balzenden Gockeln und schrillen Tröten der Hausversammlung aussetzen. Die Abrechnung, die «Bodentiefe Fenster» präsentiert, heisst Enttäuschung, Ausweglosigkeit und Scheitern eines Lebensentwurfs. Ich teile diese Sicht nicht. Es muss nicht sein, dass eine dem Markt, dem Privateigentum und dem Staat entzogene Wohnform scheitert, nur weil sich die Generation der Pioniere nicht über die Zuteilung der Salate einigen kann. Kurz – ich mocht...
Das fidele Leben im Genossenschaftshaus

Das Theater TD Berlin hat «Bodentiefe Fenster» uraufgeführt. Ein bunter, melancholischer Reigen über das Leben in der Hausgenossenschaft. Wegen der Seuche im Netz statt im Saal. Eine schöne Theaterstunde.

 

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