Stefan Jauslin und Mateja Vehovar als Expo-Geister mit ihrer Büropflanze. Fotos: Luca Christen

Blumenkinder

Vor bald zwanzig Jahren feierte die Schweiz eine verschwenderische Party mit einer neuen Art von Architektur. Eine Suche nach der Generation Expo.02.

Mit der Expo.02 verdampfte die Schweizer Architektur. Die Swiss Box weichte auf, überraschte mit lustigen Formen und bunten Farben. Einen Sommer lang stand ‹Schweiz› nicht mehr für Präzision und Zuverlässigkeit, sondern für Sinnlichkeit und Atmosphäre. Im Dreiseenland stieg eine Riesenparty, ein Volksfest, auf dem alle lächelten und immer die Sonne schien. Die Expo war das Woodstock der Schweiz: zu Lebzeiten lustvolle Geld- und Bilderverschwendungsmaschine sowie Planungsdesaster, eine knappe Generation später ein Mythos. Blickt man heute auf die Bilder von der sechsten Landesausstellung – die auf Papier und die im Kopf –, so erscheint ein Expo-Geist. Ein Geist, der aufbegehrte, der versuchte, alles neu zu erfinden, anders zu machen, auch die Architektur. Verklären wir? Um das herauszufinden, besuchen wir drei Zürcher Architekturbüros, die mit der Planung zur Landesausstellung Ende der Neunzigerjahre in ihre Karriere abhoben. Von ihnen wollen wir wissen: Wie hat sie die Expo geprägt? Und: Wie die Schweizer Architektur? Vehovar & Jauslin Siebeneinhalbter Stock? Die Lage des luftigen Gruppenateliers in einem Gewerbehaus in Zürich-Altstetten wird nicht das einzige Ungewöhnliche bleiben. Mateja Vehovar und Stefan Jauslin teilen es mit Fotografinnen, Bauleitern und Zimmerpalmen. An der Wand kleben blaue Palazzi und orangene Schafställe. Die Fotos und ein paar unausgepackte Kisten in der Ecke zeugen vom letzten Projekt des Architektenpaars. Am Kunst- und Musikfestival ‹Interferenze› im Bergell hatten sie den Gästen spezielle Glasfilter in die Hand gedrückt. Deren Spiegelbild und das malerische Soglio verschmolzen zu knallbunten Vexierbildern. In seinem Buch ‹Spielwitz und Klarheit. Schweizer Architektur, Grafik und Design 1950–2006› schrieb Claude Liechtenstein, heute sei Form viel eher etwas, was sich in der Aktion des Wahrnehmens herausbilde. «Das W...
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Vor bald zwanzig Jahren feierte die Schweiz eine verschwenderische Party mit einer neuen Art von Architektur. Eine Suche nach der Generation Expo.02.

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