Das Laboratoire d’architecture geht in Venedig an die Grenze. «Thicknesses of the Swiss border» lautet der Arbeitstitel des Forschungsprojekts, mit dem das Genfer Atelier Anfang 2019 den Wettbewerb für den Schweizer Pavillon gewonnen hat. Mit der Flüchtlingskrise, mit Trumps Gerede von der Mauer, mit dem ewig verschobenen Brexit lag das Thema in den letzten Jahren in der Luft. Welche Brisanz die Grenze jedoch mit dem Coronavirus erhalten würde, konnten die Kuratoren nicht erahnen. Zugleich erschütterte die Pandemie die Architekturbiennale selber schwer, an der dieses Jahr 114 Büros und Ateliers aus 46 Ländern beteiligt sind. Das Chaos verlangsamte die Vorbereitungsarbeiten in Genf, manche Helfer konnten aus Frankreich nicht mehr einreisen. Die um ein Jahr verschobene Eröffnung verschaffte den Macherinnen Luft. Die Recherche war vor dem Ausbruch abgeschlossen. In manchen Interviews im Katalog zum Pavillon sollen das Virus und seine Auswirkungen dennoch vorkommen. Ein Zufall ist schliesslich auch, wie gut sich der Schweizer Beitrag in Hashim Sarkis Hauptschau einreiht – Pro Helvetia veranstaltet den Wettbewerb jeweils lange bevor das Oberthema bekannt ist. Das Arsenale und die Giardini stehen dieses Jahr unter dem Motto «How will we live together?», das den globalen Grenzen ein ganzes Kapitel widmet. Der Chef-Kurator will das fragende Leitthema ebenso sozial und politisch wie räumlich verstanden wissen – ein Satz, den auch das Laboratoire d’architecture unterschreiben würde. ###Media_2### Die Linien der Disziplinen überwinden 2014 gründeten Mounir Ayoub und Vanessa Lacaille ihr Laboratoire in Genf. Schon damit überwanden sie erste politische und kulturelle Grenzen: Ayoub stammt aus Tunesien, Lacaille aus Frankreich. Gebaut haben die beiden Architekten erst ein Haus. Das Forschen, Reflektieren, Vermitteln liegt ihnen näher. Sie entwarfen Installationen für die ...