Die Betonforscherin Karen Scrivener arbeitet an der EPFL an klimafreundlicherem Zement. Die Betonforscherin Karen Scrivener arbeitet an der EPFL an klimafreundlicherem Zement. Fotos: Loan Nguyen

«Beton ist unersetzlich»

Karen Scrivener forscht an der EPFL, wie wir weniger und klimafreundlicher betonieren können. Ein Gespräch über CO2-armen Zement, Wüstensand und 3-D-Drucker.

Bauen heisst betonieren. Jedes Jahr werden weltweit 4000 Millionen Tonnen Zement produziert. Die Welt ist betonsüchtig. Karen Scrivener: Nach Wasser ist Beton das meistverwendete Material der Menschheit. Weltweit produzieren und verbrauchen wir mehr Beton als Nahrungsmittel. Das zeigt die immense Bedeutung von Beton. China verbaute in den letzten drei Jahren mehr Beton als die USA im ganzen 20. Jahrhundert. In China hat sich der Verbrauch inzwischen mehr oder weniger stabilisiert. Doch das Land hat eine unglaubliche Entwicklung hinter sich. Seit den Siebzigerjahren hat sich dort die Betonproduktion rund verhundertfacht. Beton wurde für Wohnbauten, für Bürohäuser und für Infrastrukturbauten verwendet. Man muss sich bewusst sein: Beton spielt eine zentrale Rolle, um die Welt zu modernisieren und Menschen aus der Armut herauszuholen. Sind Wohlstand und Beton also fundamental verknüpft? Absolut. Es gibt keine Alternativen. Andere Materialien bedeuten immer höhere Kosten und mehr CO2. Die einzige Alternative wäre zurück in die Lehmhütten. Doch das ist angesichts der hohen Zahl der Weltbevölkerung nicht praktikabel. In welchen Bereichen der Bauwirtschaft wird Beton vor allem verwendet? Das Material ist überall, auch wenn wir es nicht immer sehen. Selbst wenn wir von Glastürmen sprechen: Die Struktur hinter der Fassade ist aus Beton. Sogar ein Holzgebäude hat ein betoniertes Fundament. Und noch eine überraschende Zahl: Nur rund die Hälfte des Zements wird für Beton selbst verwendet. Die andere Hälfte braucht es für Mörtel, Putz und so weiter. Warum ist Beton so elementar fürs Bauen? Zuallererst, weil das Material so günstig ist. Selbst Backstein ist heutzutage teurer, denn die Steine müssen einzeln geformt, gebrannt und transportiert werden. Zweitens ist Beton einfach herzustellen und extrem flexibel. Jeder kann einen Sack Zement kaufen, diesen mit Wasser bei Raumtem...
«Beton ist unersetzlich»

Karen Scrivener forscht an der EPFL, wie wir weniger und klimafreundlicher betonieren können. Ein Gespräch über CO2-armen Zement, Wüstensand und 3-D-Drucker.

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