Die Webseite «Virtual View» ermöglicht Besichtigungen am Bildschirm.

Besichtigung abgesagt

Die Coronakrise lässt ein liebes Ritual der Architekten ausfallen: Die Besichtigung. Welche Alternativen bieten sich im Homeoffice? Ein Erfahrungsbericht aus der virtuellen Realität zur Aufmunterung.

Die Schuhe stecken in Überziehern, als wäre man im Operationssaal, in der Hand wackelt eine Bratwurst: So beginnt das Ritual, das Architektinnen und Architekten fast jeden Samstag abhalten, während andere am Shoppen sind. An der Besichtigung beschnuppern sie das Werk der Kollegen, inspizieren Fugen, nicken zustimmend oder fragen neugierig nach: Wie habt ihr das Brüstungsdetail gelöst? Es ist dieser kurze Moment der Andacht, bevor die Mieter Löcher in die Decke bohren und auf dem Balkon Wäscheständer aufstellen. Ein paar unbefleckte Tage zwischen Fertigstellung und Bezug, an denen die Architektur sein kann, wie sie eigentlich gemeint war. Es ist auch die Zeit, in der die meisten Architekturfotografen die Häuser festhalten: Vor dem Leben. Die Besichtigung ist eine lockere und zugleich ernste Sache, vor allen Dingen aber eine Gelegenheit der Geselligkeit im wettbewerbsgestressten Alltag der Architektinnen. Doch diesem Austausch unter Seinesgleichen setzt der Coronavirus ein jähes Ende. «Social distancing» ist angesagt, die Gesellschaft steht zusammen, indem sie auseinander rückt, vielleicht droht sogar eine Ausgangssperre. Also bleibe auch ich zu Hause und versuche im Cyberspace, etwas über den gebauten Raum herauszufinden – ermöglicht dank der virtuellen Technologie, von der es heisst, sie sei unsere Zukunft. ###Media_2### Die erste Lösung ist nur ein paar Klicks entfernt: Baustellenkameras liefern in Echtzeit Aufnahmen vom Fortschritt vor Ort. Doch an der Europaallee in Zürich zeichnet die Webcam nur ein schummriges Bild auf, die Feinheiten der Fassaden verschwinden hinter komprimierten Pixeln. Dafür lässt sich die Perspektive steuern und ich kann sogar heranzoomen. Und so blicke ich statt auf die Architektur auf den Europaplatz, über den sich nur ein paar wenige Menschen getrauen – abgesehen von den Handwerkern auf der Baustelle, die fleissig weiterarbeiten. Di...
Besichtigung abgesagt

Die Coronakrise lässt ein liebes Ritual der Architekten ausfallen: Die Besichtigung. Welche Alternativen bieten sich im Homeoffice? Ein Erfahrungsbericht aus der virtuellen Realität zur Aufmunterung.

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