Mit einer fiktiven Geschichte auf dem Instagramprofil der Influencerin Antonella Patitucci haben Studierende der ZHdK auf das Thema Stalking aufmerksam gemacht.

Storytelling gegen Stalking

Mit einer fiktiven Geschichte auf dem Instagramprofil der Influencerin Antonella Patitucci haben Studierende der ZHdK auf das Thema Stalking aufmerksam gemacht.

Philip Ezhukattil erzählt gern interaktive Geschichten und beschäftigt sich mit Storytelling in digitalen Medien. Zusammen mit Klassenkameraden aus dem 6. Semester der Fachrichtung Cast/Audiovisual Media an der Zürcher Hochschule der Künste hat er sich dem Thema Stalking gewidmet. Dazu inszenierte er eine fiktive Geschichte.

«In der Schweiz besteht kein Straftatbestand für Stalking. Dabei ist das ein sehr reales Problem in unserer Gesellschaft. Jede sechste Frau und jeder zwanzigste Mann wird schätzungsweise einmal im Leben Opfer», so Philip. Gemeinsam suchten die Studierenden nach einer Möglichkeit, das Thema einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mit der 25-jährigen Antonella Patitucci fanden sie eine Influencerin, die sich spontan bereit erklärte, ihr Vorhaben zu unterstützen. Patitucci war das Thema auch aus eigener Erfahrung heraus wichtig. «Unsere Kampagne spielte sich hauptsächlich auf dem Instagramprofil von Antonella ab. Wir erstellten zwei fiktionale Charaktere, den Stalker Tobias und den Fan Fabienne. Tobias' Aufgabe war es, Antonella immer intensiver nachzustellen, während Fabienne als treue Verbündete Antonella vor den Attacken von Tobias zu schützen versucht», erklärt Philip das Konzept. «Antonella erhielt erst kurzfristig am Vorabend ein Briefing, was am nächsten Tag passieren würde und was sie zu tun hat. Es war nicht leicht, die Story an das Tagesgeschehen und an die Reaktionen von Antonellas Community anzupassen», beschreibt Philip die Herausforderungen bei der Durchführung. Als Höhepunkt verabschiedete sich Antonella aus Angst vor dem Stalker aus den Sozialen Netzwerken und ging offline – nur um wenig später die ganze Geschichte aufzuklären. Die Offenlegung, dass alles nur fiktiv war und zur Aufklärung über das Thema Stalking dienen sollte, stiess auf ein vielfältiges Echo: Auf der einen Seite reagierten Medien, Fans und andere Influencer sehr positiv – auf der anderen Seite waren einige aber auch enttäuscht und fühlten sich hintergangen.

«Wir ziehen ein positives Fazit», urteilt Philip abschliessend. «Unsere Kampagne hat auf die unbefriedigende Gesetzeslage aufmerksam gemacht und eine Diskussion über Stalking ausgelöst. Innerhalb von drei Tagen wurden 18 Artikel veröffentlicht und damit insgesamt rund zwei Millionen Menschen erreicht.»

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