Eigenartig und elegant
Designstudentin Juliette Szott hat im Lockdown zwei korallenrote Wohnzimmermöbel konzipiert. Im Campus-Beitrag erzählt sie, was hinter dem Entwurf steckt.
Bunte Sofas sind immer noch selten. Darum habe ich mich für meine beiden Wohnzimmermöbel die Pantone-Trendfarbe 2019 ‹Living Coral› ausgewählt. Das macht sie zum Hingucker und verleiht ihnen Wiedererkennungswert. Für mich sind die Möbel eigenartig und gleichzeitig elegant.
Besonderen Wert habe ich auf die Konstruktion gelegt. Die Möbel können ohne Werkzeug zerlegt werden. Junge Leute, die ich ansprechen will, ziehen öfter um und wollen ihr Mobiliar trotzdem behalten. Beim Umzug werden grosse, schwere Möbel oft zurückgelassen. Wenn die Menschen mein Sofa also zerlegen und zu zweit die Treppe runtertragen können, sparen sie sich die Umzugshilfe.
Das Thema Nachhaltigkeit habe ich von Grund auf ins Konzept einbezogen. Die Einzelteile der Möbel sind ohne Klebstoff verbunden. Der Benutzer kann kaputte Teile einfach austauschen oder die einzelnen Rohstoffe wiederverwenden. Die Polsterung sollte auf keinen Fall aus Polyurethan sein. Darum habe ich nach neuen Materialien gesucht und stiess auf den Hanf. Die Pflanze wird in Europa angebaut, was den Transportweg verringert. Hanffasern haben ein grosses Potenzial als Füllmittel für gepolsterte Objekte von Möbel bis zu Plüschtieren oder Kissen. Der Kern der Sofapolster soll durch Holz gestützt und von einer Hanffilz-Matte umgeben sein. Aussen wäre das Möbel mit einer Mischung aus Hanf und Wollfasern ausgepolstert.
Während meiner Arbeit am Möbelduo habe ich unglaublich viel gelernt. Wissen habe ich mir über Online-Tutorials selbst beigebracht. Zum Beispiel die digitale Darstellung von Seilen: mit Hilfe von entsprechender Software können die feinen Haare auf der Oberfläche digital täuschend echt imitiert werden – eine wahre Kunst! Obwohl mir während des Lockdown der Austausch mit meinen Studienkolleginnen und die Arbeit in den Werkstätten der FHNW fehlte, konzentrierte ich mich darauf, das Beste aus der Zeit rauszuholen. Eigentlich könnte ich gleich nochmals sechs Monate damit verbringen, meine Möbel auszudefinieren, Modelle aus Holz und Metall zu bauen, und nach eventuellen Produktionspartnern zu suchen.
* Juliette Szott studiert im 3. Semester Industrial Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel.