Welche Sorte Bruch liegt vor? Fotos: Sebastian Lengauer on Unsplash

Bruch

Die nächste Ausgabe des Magazins trans befasst sich mit Brüchen. Die Redaktion tastet sich spielerisch an das Thema ran.

Ein Sprung im Porzellan-Service, ein Haarriss in der Betondecke, eine beschädigtes Vertrauensverhältnis: Stets steht am Anfang der Behandlung eines Bruchs die Frage, welche Sorte Bruch vorliegt. Ein Trümmerbruch, ein Leistenbruch, ein Wutausbruch über einen komplizierten Dezimalbruch, oder doch ein Hals- und Beinbruch? Das Auftreten eines Bruchs ist meist plötzlich, wenn auch nicht immer unerwartet. Einer Explosion kann ein jahrhundertelanges Vorspiel zähschwelenden Druckaufbaus vorangehen – oder der kürzeste Bruchteil einer Sekunde.

Dass beim Brechen per definitionem immer auch etwas beschädigt wird, scheint zunächst bedauerlich. Doch hat ein mancher Tabubruch schon Revolutionen angestossen und gesellschaftliche Durchbrüche herbeigeführt. Ja, nicht alles, was bricht, ist Gold. Und Scherben bringen bekanntlich Glück. Nicht nur blinde Zerstörungswut, sondern auch Neugierde ist ein häufiger Komplize des Bruchs. Wir suchen die Mechanismen zu verstehen, die im Verborgenen ablaufen. Wir tasten, schnüffeln und schütteln; klopfen, hämmern und hacken – bis es bricht. Hinter dem Beständigen, verbirgt sich etwas Geheimnisvolles und Unbekanntes. Hier warten neue Wahrheiten. Hier ist unbekanntes Land.

Die Klaviatur der Fraktur ist weit, ihre Folgen und Gründe vielfältig. Brüche ziehen sich durch unser aller Leben und Alltag wie Schokolade von Läderach. Keiner kann sagen: «Nein danke, verehrter Herr, mit Brüchen habe  ich nichts am Hut.» Wer es nicht zu einem Gefühlsausbruch bringt, bei dem kann immer noch zu Hause eingebrochen werden, und auch ein noch so feiner Herr war wohl irgendwann im Stimmbruch.Für die nächste Transausgabe wollen wir uns die Köpfe zerbrechen über dieses zeitlose, kontrastreiche, temperamentvolle, jähe und schwer kontrollierbare Multitalent namens Bruch.

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