Blick vom Athener Hausberg Lykabettus Fotos: Eva Chen

Antike neben Neuzeit

Auf einer Studienreise nach Athen erlebte die FHNW-Studentin Nathalie Benz die Antike neben der Neuzeit, besichtigte ein ungewöhnliches Wohnhaus und sah die Stadt durch die Augen eines jungen Griechen.

Wie jedes Jahr begaben wir uns auf eine einwöchige Studienreise – das diesjährige Ziel war Athen. Eine Stadt in der mehrere Tausend Jahre Geschichte an einem Tag erlebbar sind. Von der Antike über die Herrschaft der Osmanen bis zu der jüngsten Krise.

Begonnen hat die Entdeckungstour mit dem Aufstieg auf den Athener Hausberg, den Lykabettus. Die Aussicht machte uns klar, wie gross diese Stadt wirklich ist – sie liegt wie ein riesiger, sandfarbiger Teppich zwischen dem Meer und den Hügeln im Hinterland. Trotz dieses ersten Überblickes fiel es uns bis Ende Woche schwer, uns in der Stadt zurechtzufinden. Viele schmale Einbahn- und die in einem Dreieck verlaufenden Achsenstrassen machten es uns nicht einfach, uns zu orientieren.

Vom Lykabettus ging es dann in Richtung Hafen zum Stavros Niarchos Foundation Cultural Centre. Das Kulturzentrum, welches vom italienischen Architekt Renzo Piano entworfen und 2016 fertiggestellt wurde, war ein Geschenk der Stiftung an die Stadt. Es umfasst die Nationalbibliothek, die Staatsoper, ein Kunstmuseum sowie eine über 20 Hektar grosse Parkanlage. Der Park zieht sich als künstlicher Hügel bis über das Dach des Gebäudekomplexes und dient der städtischen Bevölkerung als sonntägliches Ausflugsziel.

Im Stavros Niarchos Foundation Cultural Centre

Am nächsten Tag ging es zu einem für Athen ungewöhnlichen Wohnhaus. Die meisten Häuser in Athen wurden nach dem zweiten Weltkrieg zwischen 1950 und 1970 erbaut. Landbesitzer offerierten Bauunternehmen ihr Land, auf dem diese Wohnblocks bauten, und bekamen im Gegenzug eine Wohnung in dem Haus – die restlichen Wohnungen wurden verkauft. Bei dem Apartmenthouse an der Emmanuel Benaki Strasse ging man anders vor. Die vier Parteien, die später in den Wohnungen lebten, kannten sich von Beginn weg und planten das Projekt gemeinsam. Einer der Bewohner ist auch der Architekt – Dimitris Antonakakis, welcher auch sein Büro «Atelier 66» im Untergeschoss einquartierte. Ihr Ziel war es, für jede Partei eine passende Wohnung zu konzipieren. Daraus resultierte, dass sich die Wohnungen nicht einfach vertikal übereinanderstapeln, sondern sich teilweise über zwei Etagen ziehen. Sie verzichteten ebenfalls auf die übliche Aufteilung der Räume, bei welcher die Schlafzimmer in Richtung des Innenhofs und die weniger privaten Räume zur Strasse platziert wurden, und gingen dafür mehr auf den Tagesablauf und den Sonnenstand ein.

Das Apartmenthouse an der Emmanuel Benaki Strasse

Am Nachmittag ging es weiter mit einer Führung durch unabhängige Ausstellungs- und Kulturräume. Es wurde uns vor Augen geführt, dass in einem krisengeschüttelten Staat wie Griechenland, in dem das Geld für alle knapp ist, nach kreativen Lösungen gesucht wird und sich die Bewohner*innen so in der Kunst und Kultur wiederfinden.

Natürlich durfte ein Besuch der Sehenswürdigkeit schlecht hin nicht fehlen: der Akropolis. Zwischen den Ruinen, den Restaurierungsarbeiten und den zahlreichen anderen Touristen wurde uns nicht nur von der griechischen Mythologie, sondern auch von der jüngeren griechischen Geschichte erzählt. Wir bewegten uns ständig zwischen der Antike und der Neuzeit. Denn nach den antiken Tempeln besuchten wir das vom Schweizer Bernhard Tschumi und dem Griechen Michalis Fotiadis entworfene und 2009 eröffnete Akropolis Museum. Viele Relikte wurden zur besseren Konservierung von der Akropolis ins Museum gebracht. Leider befinden sich viele wichtige Fundstücke jedoch auch in anderen Ländern, weshalb nur Duplikate ausgestellt werden können.

Der Parthenon

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes wurden wir von einem jungen Griechen durch sein Athen geführt. Er ist Teil eines Kollektivs, dass alternative Touren durch die Stadt anbietet, um mit diesen Einnahmen soziale Projekte in der Stadt umzusetzen. Wir wurden an Orte geführt, wie zum Beispiel ein besetztes Theater, die man als Tourist wohl kaum gefunden hätte und wenn man sie dennoch entdeckt hätte, würde man die Geschichten dazu nicht kennen. Er hat uns vor allem auf die jüngsten Probleme und Konflikte in der Stadt aufmerksam gemacht und wie er diese miterlebt.

Diese Woche in einer Stadt, die so viel Geschichte in sich trägt, hat uns sicher alle stark beeindruckt. Es ist spannend zu sehen, wie genau in einer Krise sehr viel passieren kann für die Kunst und Kultur. Die Menschen warten nicht mehr auf den Staat, sondern schliessen sich zusammen und finden gemeinsam kreative Lösungen und Ideen, um mit der Situation umzugehen.

Die Studiengruppe.

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Kommentare

klaus 29.04.2019 22:27
klimaschutz kann ein andermal oder jemand anders.
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