Zuhören und erinnern
Géraldine Heller und Fabio Spink haben an einem Wettbewerb für die Neugestaltung des KZ-Gedenkplatzes in Neudorf bei Wien teilgenommen. Im Campus-Beitrag erklären sie, wie sie vorgegangen sind.
Der Wettbewerb für die Neugestaltung des KZ-Gedenkplatzes in Neudorf bei Wien lockte uns in die eher designferne Thematik des Holocausts. In unserem Entwurf haben wir die bestehenden Elemente mit einbezogen und als Ergänzung einen ‹Akustikpark› gestaltet. Unser oberstes Ziel war es, den Platz didaktisch aufzuwerten und das Gedenken ermöglichen. Wir wollten die Erinnerung erhalten und über das Geschehene aufklären. Gerade der frei zugängliche, öffentliche Raum ist dafür ein geeignetes Instrument. Deshalb möchten wir, dass die Besucherinnen und Besucher den Platz frei durchqueren und nutzen können.
Das akustische Medium vermittelt vor Ort Geschichten aus den Archiven des Gedenkvereins. Weshalb akustisch? Es gibt nur sehr wenig archiviertes Bildmaterial und vom Lager selbst ist nichts übrig geblieben. Das Wissen und die Geschichten werden schon seit geraumer Zeit mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Heute können diese Erzählungen auch in der zeitgenössischen Form des Podcasts aufbereitet werden. In den Archiven des Vereins haben wir spannende und erschütternde Geschichten von Zeitzeugen, Tagebucheinträge von Lager-Ärzten oder Beobachtungen von Anwohnerinnen und Anwohnern entdeckt. Diese Geschichten zeigen, was damals in Neudorf geschehen ist. Um das Verständnis für den Ort zu fördern, haben wir uns entschieden diese Geschichten auf dem Gedenkplatz zu erzählen. Die akustische Aufbereitung ergänzt die üblichen Vermittlung und verknüpft die Gedanken oder das Wissen auf eine zusätzliche Weise.
Die Übertragung der Akustik geschieht durch eigens für diesen Platz gestaltete Objekte. Bei der Materialwahl liessen wir uns vom Bestand und von Fundstücken aus ehemaligen Konzentrationslager inspirieren. Wir wollten uns nicht anmassen, mit negativer Formensprache zu gestalten. Schliesslich können wir nicht genau nachfühlen, was damals geschehen ist. Die Objekte sollten auch nicht positiv wirken, um das Geschehene nicht zu verharmlosen. Also entschieden wir uns für eine neutrale Gestaltung. Sie beruht auf der Erfahrung der vergangenen Generationen. Wir leben in der Gegenwart und können unsere Zukunft und die von weiteren Generationen gestalten. Das Wissen und die Geschichten der Vergangenheit müssen deshalb weitergegeben werden.
* Géraldine Heller und Fabio Spink studieren im x. Semester Produkt- und Industriedesign an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel.