Wohnkonzepte für das Alter
Im zweitletzten Semester des Bachelorstudiums verfassen die Studierenden der ArchitekturWerkstatt St.Gallen ein freies Projekt. Lucia Mandura untersuchte unterschiedliche Wohnformen im Alter.
Im Rahmen meiner Bachelor-Thesis untersuche ich das Alterswohnen. Das Thema des generationendurchmischten oder gemeinschaftlichen Wohnens erhält zunehmend Aufmerksamkeit und Alterswohnungen werden bedeutender. Gleichzeitig wollen ältere Menschen weiterhin so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen. Mich interessiert die Frage, wie wir einen Beitrag zur Entwicklung leisten können. Welches sind die Bedingungen, damit Wohnkonzepte für das Alter zukunftsfähig sind?
Um mehr über die Bautypologie zu lernen, besuchte ich drei unterschiedliche Wohnformen: eine selbstorganisierte Hausgemeinschaft, Alterswohnungen mit Service nach Bedarf und zuletzt ein klassisches Alterszentrum. In anregenden Gesprächen mit Bewohnerinnen und Bewohnern erfuhr ich mehr über ihre vielfältigen Bedürfnisse. Besonders eindrucksvoll war für mich die Hausgemeinschaft in einer ehemaligen Stickereifabrik. Hier wurde eine nutzungsfremde Struktur für das Alterswohnen tauglich gemacht. Die dort wohnenden Menschen erleben die soziale Interaktion und die gegenseitige Unterstützung als besonders bereichernd. Die Architektur erlaubt ein Gleichgewicht zwischen Rückzug und Begegnung.
Was müssten ein Wohnraum und das Lebensumfeld bieten, damit Sie schon früher als medizinisch notwendig umziehen? Sind Ihnen partizipative Prozesse wichtig? Priorisieren Sie eine ländliche oder eine urbane Lage? Braucht es im Gebäude selbst öffentliche Einrichtungen? Können Sie sich vorstellen, Teil einer Alters-WG zu sein? Genau solche Fragen stellte ich in einer stichprobeartigen Umfrage über den Wohnwunsch im Alter, die sich auch an jüngere Generationen richtete. Meine Absicht: Ein Zukunftsbild zu erhalten. Die Erkenntnis: Es braucht eine passende Wohnsituation und ein unterstützendes Lebensumfeld. Die Wünsche gehen also über den privaten Wohnraum hinaus.
Im Anschluss suchte ich nach einem adäquaten Ort, um ein Projekt zu entwickeln. Im Westen der Stadt St.Gallen fand ich eine Bestandssituation, die mich durch die flache Topografie, die Nähe zur Natur und die Erreichbarkeit von Angeboten im Quartier zu Fuss überzeugte. Der Ort liegt dezentral, dennoch ist die Innenstadt mit dem ÖV in wenigen Minuten erreichbar. In Volumenstudien erprobte ich Mini-, Midi- und Maxi-Lösungen. Vom Umbau über die Aufstockung bis zum Abriss ist alles denkbar.
Was aber braucht es, damit auch das unmittelbare Wohnumfeld altersfreundlich gestaltet ist? Wie entsteht ein Dialog mit dem Ort? Welche Grundrissstruktur wird dem individuellen Altersprozess gerecht? Diesen Themen werde ich im kommenden Entwurfssemester auf den Grund gehen.
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* Lucia Mandura studiert im 8. Semester berufsbegleitend Architektur an der ArchitekturWerkstatt der Ostschweizer Fachhochschule in St.Gallen.