Warum es Dozierende braucht
Im ihrem Innenarchitekturstudium lernt Anne Bogaert vieles im Selbststudium und im Austausch mit ihren Kommilitoninnen. Wozu brauchen wir dann also noch Dozierende?, fragt sie im Campus-Beitrag.
Das Atelier der Innenarchitektur ist ein spannender Ort, wenn es um den Wissenstransfer unter den Studentinnen und Studenten geht. Der offene Raum gibt uns Einblicke in die Projekte und Herangehensweisen der anderen. Wir können vergleichen, wer mit der Arbeit wie weit ist – mich persönlich spornt das an. Die Tische sind so angeordnet, dass sich Diskussionen ergeben. Wir besprechen Lösungsansätze und übernehmen sie angepasst für unsere eigene Projekte. Dieser Austausch findet aber nicht nur in der Schule statt. Wir sitzen draussen an der Sonne, geniessen das schöne Wetter bei einem Kaffee und sprechen über das Modul, das wir zuvor besucht haben. So wiederholen wir das Gelernte und besprechen, was wir in der Zwischenzeit im Selbststudium herausgefunden haben. Auf diese Weise lernen wir in einer entspannten Umgebung, fast unbewusst.
In solchen Diskussionen, verbunden mit ein wenig Recherche, scheint es leicht, sich Wissen anzueignen. Wozu brauchen wir dann also noch Dozierende? Als Teilzeitstudentin denke ich viel darüber nach, wie ein Projekt umgesetzt werden kann und schränke mich dadurch oft ein. Genau so kommt es aber vor, dass ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden muss, um eine allzu kreative Idee so zu überarbeiten, dass sie umgesetzt werden kann. Meine Kommilitonen sind dabei nicht immer hilfreich. Ein kreativer Höhenflug artet in einer Diskussion unter Studierenden oft aus. Das Thema der Machbarkeit hingegen ist anstrengend und komplex und wird deshalb meist kurzgehalten. Daher sehe ich es als Aufgabe der Dozierenden, mir einen Rahmen zu geben: mich kreativ zu fördern und trotzdem realitätsnah zu bleiben. Die Dozierenden bereiten ein Modul vor und bilden sich in dem jeweiligen Fachgebiet weiter. So ist sichergestellt, dass ihr Wissen immer auf dem neuesten Stand ist. In unserem Fall handelt es sich um Fachpersonen, die nicht nur über ein breites theoretisches Wissen verfügen, sondern auch eine gute Portion Erfahrung mitbringen oder neben der Lehrtätigkeit in ihrem Beruf tätig sind. Sie beobachten unsere Fortschritte, sorgen dafür, dass das Tempo gehalten wird, und lenken unseren Fokus auf die wichtigen Inhalte. Sie geben Input, wo es nötig ist, und Tipps, wo man geeignete Quellen für das Selbststudium findet. Ohne die Dozierenden würde ich mich im unendlichen Raum des Wissens verlieren.
Ich erhalte Wissen gleichermassen von Kommilitoninnen und von den Dozierenden. Meine Aufgabe ist es anschliessend, mich am Unterricht zu beteiligen und die richtigen Fragen zu stellen. So funktioniert zum Beispiel das Modul ‹Enkoin – Entwurf und Konstruktion im Innenraum›: Jeden Morgen habe ich eine Sitzung mit einem Dozentenund einer Kommilitonin. Von beiden erhalte ich Feedback. Gleichzeitig darf ich meiner Coaching-Partnerin ein Feedback zu ihrem Projekt geben. Durch das Geben von Feedback lerne ich, Projekte kritisch zu hinterfragen. Denn genauso kritisch, wie ich das Projekte meines Gegenübers beurteile, muss ich auch meiner eigenen Arbeit gegenüber sein.
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* Anne Bogaert studiert im 2. Semester berufsbegleitend Innenarchitektur an der Hochschule Luzern Technik & Architektur.