Viel Planung und etwas Glück
Einmal im Leben Pete Doherty live spielen sehen: das war der Traum der Protagonistin eines Kurzfilms, der an der ZHdK entstanden ist. Elias Abdulamin blickt im Campus-Interview zurück auf die Entstehung.
Elias, worum geht’s in deinem Film?
Elias Abdulamin: Um einen Traum, den die Protagonistin Vico seit ihrer Jugend hat und den sie sich jetzt erfüllen kann. Anlässlich der Weltpremiere eines Dokumentarfilms über das Lebens des britischen Musikers Pete Doherty am Zurich Film Festival und eines dazu stattfindenden Kurzauftritts reist sie aus Argentinien an, um ihr Jugendidol live spielen zu sehen. Mein Team und ich haben Vico mit der Kamera begleitet und ihre Begegnung mit Pete festgehalten.
Wie ist das Projekt in dein Studium eingebettet?
Im dritten und fünften Semester des Bachelor Major Cast/Audiovisual Media erstellen wir Studierenden Beiträge für das Zurich Film Festival. Meistens sind das Interviews, die innerhalb eines Tages gedreht, geschnitten und dann auf Social-Media-Kanälen publiziert werden. Nachdem ich im dritten Semester selbst ein Interview produziert hatte, sollte mein Beitrag im fünften etwas Aussergewöhnlicher werden.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Film gekommen?
Ich las das Programm durch und fand mit der Weltpremiere des Films inklusive Live-Auftritt eine grossartige Gelegenheit. Doch wie könnte daraus eine starke Geschichte werden? Ich wurde auf Petes Fan-Szene aufmerksam und begab mich auf die Suche nach einer Person, die ich ins Zentrum meines Films stellen könnte.
Wie lief die Recherchephase ab?
Es war sehr herausfordernd, jemand Geeignetes zu finden. Das ZFF konnte uns aus rechtlichen Gründen keine Kontakte vermitteln. Ich durchsuchte in Facebook-Gruppen die Kommentarspalten und recherchierte relevante Beiträge auf Instagram, Twitter und Webseiten. Schliesslich bin ich auf Vico gestossen, die Lust hatte, mitzumachen und auch eine spannende Hintergrundgeschichte mitbrachte. Pete Doherty war in ihrer Jugend ein Idol. Damals konnte sie sich noch kein Ticket leisten, jetzt ist sie älter und hat andere Möglichkeiten. Sie war bereit, die lange Reise aus Argentinien anzutreten, um ihn einmal live zu sehen und eine Schallplatte von ihm signieren zu lassen.
Wie entstand die aufwändige Studiosequenz?
Für den Studioteil nutzte ich einen Raum im Toni-Areal mit einem grossen Fenster zum Flur. Ich wollte eine melancholische Atmosphäre schaffen, die Vicos Sehnsucht, ihre Verbindung zu Pete Doherty und seiner Musik symbolisiert. Die Einrichtung lieh ich von Freunden, brachte sie aus meiner Wohnung mit oder organisierte sie direkt im Toni. Als Vico das Studio betrat, sagte sie: «Das sieht ja wie bei mir Zuhause aus», was mich sehr gefreut hat. Um die kontrastreiche Stimmung hinzubekommen, stellte ich neun Lampen im Flur auf. Die Umgebung musste dunkel sein, also drehten wir nachts. Zwei Personen haben assistiert und eingerichtet, während ich mit Vico das Voice Over aufnahm. Danach filmten wir die Aufnahmen im Studio. Um zwei Uhr morgens war Drehschluss.
Die Begegnung mit Pete Doherty fand dann tatsächlich statt, wie habt ihr das hinbekommen?
Mit viel Planung und etwas Glück. Zuerst schien es unmöglich, eine Dreherlaubnis an der Premiere zu bekommen. Ich hakte regelmässig nach und wurde auch von meinen Mentorinnen unterstützt. Vor Ort fühlte ich mich so, als sei ich selbst in einem Film. Mein zweiter Kameramann und ich waren im Backstagebereich, überall waren Securities und viele Fotografinnen. Dann sind wir auf Knopfdruck los. Alles musste schnell gehen. Wir fanden Vico mitten im ausverkauften Saal. Nachdem die Aufnahmen während der Premiere gut verliefen, wollte Vico ihre Schallplatte von Pete signieren lassen, wie sie es geplant hatte. Wir wussten aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht, ob er überhaupt noch vor Ort sein würde. Das war nicht planbar. Wir waren im Foyer und hielten Ausschau. Dann rief mich mein Kameramann an, wir sprinteten die Treppe hoch, er war da und dieser wunderbare, kleine und zugleich grosse Moment entstand, der nun der Höhepunkt des Films ist.
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