Tilburg liegt zwischen Irland und Indien
Die Textildesign-Absolventin Zora Weidkuhn hat am ‹Advanced Textile Program› im niederländischen Tilburg teilgenommen. Dort arbeitete und forschte sie mit Kolleginnen aus der ganzen Welt.
Tilburg, eine kleine Stadt im Südwesten von den Niederlanden, birgt einen wahren Schatz: Das TextielMuseum. Hier dreht sich alles um das Textil. Das Museum beherbergt nicht nur eine beeindruckende Sammlung an Textilien aus dem Bauhaus und Originalwebstühle, mit denen die Tischtücher für die niederländischen Königshäuser gewoben wurden, sondern dort ist auch das TextielLab zuhause. Dieses Labor – gerne auch Spielplatz für Textilschaffende genannt – war für zwei Wochen unser Labor, Werkstatt, Inspirationsort – und auch unser Spielplatz.

Unter dem Jahr werden im TextielLab Prototypen für Designer*innen hergestellt oder meterlange Kunstwerke gewoben, zum Beispiel das Werk ‹Cadence› von Otobong Nkanga, zurzeit ausgestellt im MoMA in New York. Doch für zwei Wochen im Jahr ist es das Zuhause der Teilnehmer*innen des ‹Advanced Textiel Programs›. Das Programm wurde vom Museum ins Leben gerufen, um die Infrastruktur nicht nur etablierten Designer*innen und Künstler*innen zur Verfügung zu stellen, sondern auch jungen Kreativschaffenden, am Anfang ihrer Karrieren. Es geht darum, sich international zu vernetzten, kollaborativ zu arbeiten, und Ideen nachzugehen. Eine der Teilnehmenden war ich. Im Juli habe ich mein Textildesign-Studium an der Hochschule Luzern abgeschlossen und im Oktober traf ich in Tilburg auf neun Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt. Von Kolumbien und Peru, über Frankreich, Dänemark, Deutschland, Irland bis Indien; die Schweiz und die Niederlande dazwischen. Unser ‹Common Ground› – so heisst auch die Ausstellung, die im April 2025 im TextielMuseum unsere Arbeit zeigen wird – war die Freude und Leidenschaft für Textil, in all ihren Facetten, Farben, Materialien und Strukturen.

Zusammen mit Rosana Escobar, eine Textilkünstlerin aus Kolumbien und Alumna der Design Academy Eindhoven, untersuchten wir die technischen Möglichkeiten von Jacquard-Industriewebstühlen und testeten seine Grenzen mit Materialien wie Kupferdraht, Papiergarnen und verschiedenen Leinengarnen. Wir setzten uns dabei mit Formen wie dem Dreieck, Geraden und Vierecken auseinander. Diese Formen bilden ebenfalls einen ‹Common Ground›: Sie sind in fast allen Kulturen der Welt und durch alle Zeiten gebraucht worden, haben und hatten jedoch unterschiedliche Bedeutungen und erzählen unterschiedliche Geschichten.
Vor und nach den zwei Wochen in Tilburg trafen wir uns online, um uns und unsere Arbeiten kennenzulernen, Vorträgen von Designer*innen aus den Niederlanden zuzuhören und die Ausstellung im April zu planen. Denn auf Spielplätzen passieren wunderbare, unerwartete und lustige Dinge, es finden bereichernde Gespräche statt und man begegnet Menschen, die man im Herzen behält.
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* Zora Weidkuhn hat im vergangenen Sommer ihr Studium in Textildesign an der Hochschule Luzern Design & Kunst abgeschlossen.