Digitale Tischkritik im Atelier. (Foto: ArchitekturWerkstatt St.Gallen/Donato Caspari)

Studieren etwas anders

Wie es sich anfühlt, das Architekturstudium während der Pandemie zu beginnen? Marie Sakkal von der Ostschweizer Fachhochschule berichtet, wie es ihr in den letzten zwei Jahren ergangen ist.

Einer der Gründe, warum ich mich vor zwei Jahren für ein Studium an der ArchitekturWerkstatt der Ostschweizer Fachhochschule (OST) entschieden habe, war der Austausch und der familiäre Umgang, den die Studierenden und Mitarbeitenden hier untereinander pflegen. Da war es ein Dämpfer für mich, als knapp ein halbes Jahr vor Beginn des Studiums eine globale Pandemie ausbrach. Das Architekturstudium, an welches ich viele Hoffnungen und Erwartungen geknüpft hatte, warf plötzlich ganz neue Fragen auf.

Zu Beginn des ersten Semesters, im Herbst 2020 war der bittere Covid-Beigeschmack kaum zu spüren. Damals ging man noch davon aus, dass es bei der ersten Welle bleiben würde und die Pandemie bald vergessen sei. In den ersten Wochen gab es also weder Maskenpflicht noch digitalen Unterricht und ich konnte mich im Studium einleben, als ob nichts wäre. Wenige Wochen später war das dann aber vorbei und wir durften uns nur noch für schulische Zwecke und unter Wahrung der Corona-Vorschriften im Atelier aufhalten. Der zuvor analoge Unterricht war ab sofort digital. Unser Ort des Zusammenkommens, an dem auch mal das eine oder andere Feierabendbier getrunken wurde, ging verloren. Die Maskenpflicht machte zwar alles etwas unpersönlicher, aber ich war trotzdem dankbar weiterhin vor Ort sein zu können, die Räumlichkeiten zu nutzen und – das Wichtigste – den sozialen Austausch zu haben. Auch mit Schutzmassnahmen und neuen Regeln war es eine grosse Erleichterung, nicht daheim versauern zu müssen, wie es viele der anderen Studiengänge der OST verlangten.


Mein Homeoffice.

Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich standen meine ersten Semesterferien vor der Tür. Leider war zu dieser Zeit totaler Lockdown und ich habe mich schon bald wieder nach dem Atelier gesehnt. Nach fünf Wochen war es dann endlich so weit und das zweite Semester begann. Mittlerweile hatten sich alle an die Maskenpflicht und die Abstandsregeln gewöhnt und weil wir uns vor Ort treffen und austauschen konnten, war die Vereinsamung durch Covid kein Thema. Und so ging auch das zweite Semester mit Digitalunterricht vorüber und bald befanden wir uns im Sommer 2021, das erste Jahr Architekturstudium war abgeschlossen.

Während den drei Monaten Semesterferien konnte ich nicht einschätzen, wie sich das dritte Semester wohl entwickeln würde. Doch dann – ein Lichtblick: Die Schule informierte uns, dass wir wieder auf analogen Unterricht wechseln würden. Zwar weiterhin mit Abstandsregeln und Maskenpflicht, aber immerhin. Für mich hat sich diese Zeit beinahe wie ein normales Studium angefühlt. Auch Bars und Restaurants waren wieder offen und wir haben das Studentenleben so gut ausgelebt, wie uns nur möglich war. Schliesslich wusste niemand, wie lang das anhalten würde.

Inzwischen habe ich auch das dritte Semester geschafft. Wie sich alles entwickeln wird, weiss niemand. Aber ich bleibe optimistisch und freue mich schon jetzt auf mein viertes Semester und eine lebendige ArchitekturWerkstatt.

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