Der Verzicht auf Schrauben und Klebstoffe bedingt Baustoff gerechtes Entwickeln von sämtlichen Detailpunkten.

Statik, Struktur und Fügung

Was haben Statik und Gestaltung gemeinsam? Beides sind Bereiche, mit welchen sich ein Innenarchitekt im Alltag auseinandersetzt, schreibt Dario Perrin in seinem Campus-Beitrag.

Der Beruf beinhaltet viel mehr als das Aussuchen von Möbel und Vorhängen. Da Innenarchitektinnen und Innenarchitekten hauptsächlich in bereits gebauten Räumen arbeiten, müssen wir uns mit der Statik und den Eigenschaften von Baustoffen auskennen. Im Modul ‹Statik, Struktur und Fügung› wird vermittelt, was das Bauen mit Holz bedeutet. Dabei untersuchten wir in der Gruppe bestehende Gebäude in unterschiedlichen Holzbauweisen und erarbeiten typologische Detailverbindungen. Wir analysierten das statische Gesamtkonzept und setzten uns mit den mechanischen Eigenschaften des Baustoffs, wie dem Quellen und Schwinden, auseinander. Dazu lernen wir baustoffgetrenntes Planen, in Bezug auf die unterschiedlichen Lebensdauern von Bauteilen. Folgend konnten wir das erlernte Wissen in den Entwurf eines Möbels einfliessen lassen.

 

Unser Möbel ist Steh-, Salon- und Esstisch zugleich.

Die Explosionszeichnung zeigt den Fügungsprozess und die verschiedenen Verbindungen.

Arbeiten in der Gruppe
Eine Gruppe besteht aus acht Studierenden, was eine gut organisierte Arbeitsverteilung bedingt. Im Achterteam ein Projekt zu erarbeiten, das ein einheitliches Erscheinungsbild aufweisen soll, erwies sich als Herausforderung. Schwierig war, dass wir verschiedene Zeichnungssoftwares einsetzten und auch einen unterschiedlichen Wissensstand hatten. Alle brachten ihre Stärken und Fähigkeiten ein, was den Wissenstransfer anregte und zu einem spannenden Resultat führte.

Der Möbelentwurf
Die Ideenfindung zu unserem Möbel war unkonventionell. Wir starteten unser Projekt mit einem Workshop in ‹Design Thinking›, der zu inspirierenden Ansätzen führte. Unserer Ansicht nach wird ein Möbel – gleich wie ein Haus – nur dann lange genutzt, wenn seine Nutzung an die Anforderungen des Zeitgeistes angepasst werden kann. Gefordert war ein Stehtisch, jedoch tüftelten wir so lange, bis wir ein Möbel hatten, dass zusätzlich auch ein Ess- und Salontisch sein kann. Die Lösung ist, banal gesagt, ein Salontisch, der auf einem Esstisch steht. Wir begründen die erweiterte Nutzung damit, dass sich dadurch die Lebensdauer erhöht, weil das Möbel vielseitiger genutzt werden kann und sich den Phasen des Lebens anpasst. Zusätzlich erreichen wir eine erhöhte Nachhaltigkeit durch den Verzicht auf geklebte und geschraubte Verbindungen. Die Inspiration dazu kommt von der Bauwerksanalyse des Massivholzhauses von Küng Holzbau. Dafür investierten wir viel Zeit in die Erarbeitung von Detailverbindungen und deren Herausforderungen.

 

Der Verzicht auf Schrauben und Klebstoffe bedingt Baustoff gerechtes Entwickeln von sämtlichen Detailpunkten.

Mein persönliches Fazit
Aus meiner Sicht steht unser Möbel symbolisch für das Berufsbild des Innenarchitekten. Es beinhaltet das Zusammenspiel von Statik, Nutzungsanforderung und bautechnischen Finessen. All das sind Bereiche, die ein Innenarchitekt beherrschen muss, weitaus mehr als nur Möbel, Vorhänge und Farben zu bestimmen.


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Kommentare

Expert 18.10.2025 12:45
Hammer!
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