Stadt, Landschaft und See
Isabelle Nguyen wohnt in Lausanne und macht an der ETH Zürich den Master in Landschaftsarchitektur. Für Hochparterre Campus schätzt sie die eben beendete Gartenausstellung ‹Lausanne Jardins 2024› ein.
‹Lausanne Jardins 2024› feierte das Wasser in all seinen Formen. Die meisten Projekte befanden sich am Seeufer zwischen der Chamberonne und der Vuachère, zwei Flüssen, die durch die Stadt in den Genfersee fliessen. Sie hinterfragten die Nutzung des Seeufers und setzten sich mit dem hohen Wasserverbrauch in unserem täglichen Leben auseinander. Viele Installationen zielten darauf ab, das Bewusstsein für den Wasserkreislauf und unseren enormen Wasserverbrauch zu schärfen. In Anbetracht der Tatsache, dass das Wasser immer mehr mit Mikroplastik und Schadstoffen verschmutzt wird, liegt es auf der Hand, dass die Wasseraufbereitung im Mittelpunkt einer Ausstellung steht, in der Wasser das Hauptthema ist.


Während des Sommers wurde Lausannes Ufer von ‹Bellerive› bis ‹La Vuachère› zu einem Ort, an dem sich die Menschen treffen und ein Bad im See nehmen. Zuvor war dies weniger üblich, da das gesamte Gebiet hauptsächlich eine Promenade war. ‹Les Bains d'Atlantis›, die bunte Plattform vor dem ‹Quai d'Ouchy›, und ‹Les Bains Olympiques› wurden zum Treffpunkt für begeisterte Schwimmer. Mit diesen Installationen war das Seeufer nicht nur begehbar, sondern wurde während der Saison auch zu einem Badeplatz. Als Anwohnerin war es interessant zu sehen, wie diese gebauten Ufer genutzt werden konnten. Während des kurzen Sommers wurden die Betonufer zu Orten, an denen man sich aufhielt, schwamm und einen Drink am See genoss.
‹Lausanne Jardins 2024› befasste sich nicht nur mit menschlichen Aktivitäten, sondern auch mit anderen Lebensformen rund um den See. Die Biodiversität ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden der Landschaft. Einige Installationen beschäftigten sich mit der Beziehung zwischen den Ufern und den Vögeln. Durch die vielen Aktivitäten am Seeufer sind viele Vögel aus ihren natürlichen Lebensräumen verschwunden. Die diesjährigen Installationen zielten darauf ab, in die Landschaft einzugreifen, um ihnen die Rückkehr zu ermöglichen und die in diesem Gebiet lebenden Vögel zu feiern.


Die Ausstellung zeigte Lösungen für die Zukunft des Seeufers auf. Angesichts der Entwicklung unserer Beziehungen zum Seeufer war es wichtig zu sehen, wie die Teilnehmenen sich mit dem Wasser auseinandersetzten, nicht nur als Element, das die Pflanzen am Leben erhält, sondern auch als Gestaltungselement und -methode in unserer Landschaft. Da die Schweizer Seen schleichend immer mehr verschmutzt werden, versuchten die Ausstellungen, diese Verschmutzung durch die Projekte sichtbar zu machen. Die Installationen machten deutlich, wie wertvoll Wasser ist und wie wichtig es in Zukunft sein wird, um die Stadt zu kühlen. Sie regten auch unsere Wahrnehmung des Wassers an und zeigten, wie sich unsere Vision des Sees im Laufe der Jahre entwickelt. Inmitten des Genfersees und der vielen Flüsse vergessen wir vielleicht, wie kostbar Wasser ist und wie viel davon wir verschwenden.
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* Isabelle Nguyen macht am Institut für Landschaft und Urbane Studien der ETH Zürich den Master in Landschaftsarchitektur.