Präsentation der Abschlussarbeit an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW (Foto: Nuccio Mastrogiacomo)

Satire auf den Luxus

Lou Gattlen hat sich für ihre Bachelorarbeit in Mode-Design an der HGK Basel mit der Materialisierung des Begehrens auseinandergesetzt. Entstanden ist eine modulare Tasche in der Form eines Euters.

Meine Bachelor-Thesis im Studiengang Mode-Design an der HGK Basel FHNW ist das Ergebnis einer dreijährigen Recherche zu Hüten, Queerness, Hörnern und Kühen. Ich habe mich dabei mit der Materialisierung des Begehrens in der Form von Accessoires auseinandergesetzt. Accessoires sind Objekte der Begierde und erweitern in meinem Projekt die theoretische Arbeit in den dreidimensionalen Raum. Im Mittelpunkt steht die Erforschung der Ästhetik des Luxuriösen sowie des Gefühls und des Verlangens nach Zugehörigkeit.


Udder Bag Look (Foto: Christian Knörr)

‹Udder Bag with detachable teats› (Foto: Joel Friedlin)

Skizze des Looks.

Seit Beginn meines Studiums beschäftige ich mich in meinen Recherchen mit dem  Queer-Sein und Fragen der Zugehörigkeit. Ich habe Codes und Symbole der ‹Swissness› untersucht und mich allmählich auf die Kuh fokussiert. Aus dieser Forschungsarbeit ist das Accessoire ist ‹The Udder Bag with Detachable Teats› entstanden. Diese Tasche ist modular und hat die Form eines Euters – Kuh und Kugel zugleich. Für die Herstellung der Tasche habe ich das Leder in einem ersten Schritt in lauwarmem Wasser eingelegt und anschliessend über eine Form abgezogen. Das Leder trocknet, verhärtet und versteift sich in der neuen Form. Dieser Prozess kann auch durch einen Verhärter unterstützt werden. Nachdem die Haut zwei Tage getrocknet ist, kann sie weiterverarbeitet werden.


Das nasse Leder wird abgeformt und mit Nägeln befestigt. Die Trocknung beginnt.

Die Beine und der Kopf werden platziert.

Die Tasche als Kugel.

Ein essenzielles Wesensmerkmal der Mode ist die Abgrenzung im Sinne einer Erotisierung des Machtgefälles. Um diese Differenzierung aufrechtzuerhalten, befindet sich die Mode in einem ständigen Prozess der Neuerfindung, der zur Verfestigung der Macht des Begehrens beiträgt. Mode ist somit die Materialisierung des Begehrens, ihre Exklusivität eine Methodik der Abgrenzung. Ich untersuche das Begehren im System der Mode am Beispiel des Accessoires. Das heteropatriarchale Regime schürt, befeuert und praktiziert eine Politik des Begehrens und fördert seine Ästhetisierung und Stilisierung. Meine Bachelor-Thesis ist eine Satire auf den Luxus, eine Auseinandersetzung mit dem Begehren und der Versuch, das Begehren zu entfachen, ohne dieses zu stillen.


Leather Cow Head (Foto: Christian Knörr)

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