Das Wohnhaus fügt sich zurückhaltend in den Bestand ein und bildet eine Ergänzung zur Villa.

Re-Use for Living

In seiner Semesterarbeit an der Fachhochschule Bern hat der Architekturstudent Kaj Hovind ein Wohnhaus aus wiederverwendeten Bauteilen entworfen.

Im Rahmen des Semesterprojekts ‹Re-Use for Living› sind wir der Frage nachgegangen, mit welchen Entwurfs- und Planungsmethoden bestehende Baumaterialien effizient wiederverwendet werden können, um nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. In unserem Projekt ging es darum, Bauteile aus Laborgebäuden des Pharmakonzerns Roche in Basel wiederzuverwenden. Die vorhandenen Ressourcen sollten neu interpretiert und in einen zeitgemässen architektonischen Kontext überführt werden. Dazu standen uns drei verschiedene Baufelder im Raum Basel zur Verfügung. Der Entwurfsprozess begann mit einer intensiven Recherche, in der wir die Laborgebäude einer detaillierten Analyse unterzogen und einen Bauteilkatalog erstellten. Dann entwickelten wir aus den Bauteilen Tragwerksvarianten, Oberflächenstrukturen und schlussendlich ein Projekt. Eine wesentliche Herausforderung war dabei aus meiner Sicht die Balance zwischen Innovation und Effizienz.


Die Rippendecken aus wiederverwendeten Betonbauteilen prägen den Innenraum.

In meinem Projekt habe ich mich auf die Wiederverwendung von Betonbauteilen konzentriert. An der Wettsteinallee, in der Nähe des Roche-Areals, entwarf ich ein zweigeschossiges Wohnhaus, das eine bestehende Villa ergänzt. Das Haus besteht aus einem modularen System mit Betonrippendecken als Basis. Die so entstandene Fassade gliedert das Volumen sorgfältig und überzeugt durch ein spannendes Relief, das durch die Rippendecken entsteht. Die Innovation des Projekts liegt in den Bogendecken, die als Geschossdecken dienen. Damit Bauteile aus Beton wiederverwendet werden können, wird beim Rückbau ihre Bewehrung durchtrennt und die Teile verlieren ihre ursprüngliche Tragfähigkeit. Die Bogendecken in meinem Projekt halten jedoch aufgrund ihrer Geometrie, sodass der Beton nicht verstärkt werden muss. Ich verwende zudem den Betonabbruch als Schüttmaterial, eine weitere effiziente Art, Betonbauteile wiederzuverwenden.


Im Längsschnitt ist die Deckenkonstruktion und die resultierende Raumwirkung gut zu erkennen.

Der Studienalltag an unserer Hochschule ist durch ein hohes Mass an interdisziplinärer Zusammenarbeit geprägt. Für das Projekt ‹Re-Use for Living› haben wir mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Rückbau, Ingenieurwesen und Digitale Parametrik zusammengearbeitet. Mit ihrer Hilfe konnten wir bereits in den frühen Phasen des Entwurfs Abhängigkeiten erkennen und innovative Lösungen finden. Der Austausch mit den anderen Studierenden war für mich die wertvollste Lernressource in diesem Projekt. Indem wir unsere Entwürfe gegenseitig bewerteten und Vorschläge zur Verbesserung formulierten, konnte ich mein Verständnis von ‹Re-Use›-Architektur wesentlich erweitern.


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