Räumliche Intervention im ‹Rose Seidler House›
Die Innenarchitektur-Studentin Fabienne Grogg hat in ihrer Semesterarbeit das ‹Rose Seidler House› des Architekten Harry Seidler analysiert und ergänzt. Im Campus-Beitrag erklärt sie ihren Entwurf.
Mitten in der urbanen Kulisse von Sydney erhebt sich ein architektonisches Juwel – das ‹Rose Seidler House› des australischen Architekt Harry Seidler. Das zwischen 1948 und 1950 für seine Eltern erbaute Haus ist nicht nur ein lebendiges Zeugnis für die Verbindung zwischen Natur und Moderne, sondern auch ein Paradebeispiel für eine gelungene Integration in die Umgebung. Wir Studierenden bekamen den spannenden Auftrag, diese Ikone zu analysieren und durch eine innenarchitektonische Intervention zu ergänzen. Unsere Herausforderung war zweifach: Zum einen konnten wir das Haus in Australien nicht persönlich besichtigen. Zum anderen wollten wir mit unserer Intervention den Gesamteindruck nicht verschlechtern. Denn je intensiver wir uns mit dem Haus beschäftigten, desto beeindruckter waren wir. Also was tun, wenn die Analyse ergibt, dass wir es nur falsch machen können?

Wir stellten uns vor, wir seien Harry Seidler selbst und hätten passend zur vorhandenen, von ihm gestalteten Wandmalerei ein Bücherregal entworfen. Dieses sollte den Innenraum sowohl funktional als auch optisch ergänzen und den Bewohnerinnen und Bewohnern Platz bieten, ihre geliebten Stücke und Bücher zu präsentieren. Um unseren Entwurf zu verstehen, möchte ich kurz auf einige Prinzipien eingehen, welche das Haus ausmachen. Charakteristisch für das ‹Rose Seidler House› ist der nahtlose Übergang zwischen dem Innen- und Aussenbereich. Statt traditioneller Wände setzt es auf grosszügige Glasflächen und offene Grundrisse, die eine kontinuierliche Interaktion mit der umgebenden Natur ermöglichen. Das Gebäude wird so zu einem Werkzeug, das unsere Wahrnehmung von Wohnraum neu definiert.

Diesen Dialog zwischen Innen- und Aussenraum haben wir als wichtigstes Prinzip übernommen. Direkt neben dem Wohnraum befindet sich ein durch drei begrenzende Wände gefasster Aussenraum, in dem die Besucherin die erwähnte Wandmalerei von Harry Seidler bewundern kann. Deren fliessende Linien und monochrome Flächen haben uns fasziniert und inspiriert. Also haben wir eine der wellenartigen Linien aufgegriffen, sie an die Innenwand des Wohnraums gespiegelt und in ein Bücherregal verwandelt. Dadurch entsteht der Eindruck, als würden die beiden Wände miteinander kommunizieren – ein Dialog von Innen nach Aussen und umgekehrt. Unsere Intervention ist somit eine logische Antwort auf den Bestand.
Für mich ist das ‹Rose Seidler House› nicht nur ein Ort zum Wohnen, sondern ein Ort zum Träumen und Entdecken. Es erinnert mich daran, dass die Grenze zwischen Innen und Aussen, zwischen Natur und Mensch, nur in unseren Köpfen existiert.
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* Fabienne Grogg studiert im 4. Jahr BA Innenarchitektur an der Hochschule Luzern Technik & Architektur.