Integration mitten in Bern
In seiner Projektarbeit hat BFH-Student Celio Leben auf dem Areal der ehemaligen Ryff-Fabrik in Bern ein Integrationszentrum für geflüchtete Menschen entworfen. Er berichtet für den Hochparterre Campus.
Im Rahmen der Bachelor-Thesis Projektarbeit soll auf dem Areal der alten Ryff-Fabrik in Bern ein Integrationszentrum für 128 geflüchtete Menschen entstehen. Der Ort ist als Naherholungsgebiet und kultureller Treffpunkt eng verflochten mit dem Alltagsleben der Bernerinnen und Berner und trägt wesentlich zur sozialen Dichte der Stadt Bern bei.
Zwischen 1890 und 1914 in mehreren Etappen erbaut, war die damalige Textilfabrik für Feinstrickwaren unter dem Label ‹Swan Brand Knitting Works› Arbeitgeberin für über 400 Arbeiterinnen in der Produktion und rund ein Dutzend Angestellte im Bürotrakt. Patron Fritz Ryff sorgte stets für eine gute Arbeitsmoral, indem er seinen Mitarbeitenden täglich eine warme Mahlzeit bot und die Aare als Erholungsort nutzte, wie die Historikerin Franziska Rogger in ihrem Buch ‹Fritz Ryff: Der liberale Patron und seine strickenden Arbeiterinnen› beschreibt. Die Fabrik versorgte sich teilweise auch selbst mit eigener Viehzucht, Gemüsegärten und Obstplantagen. Ebenso liebevoll wurde das architektonische Umfeld mit kleinteiligen Fassadenstrukturen, Ausstellmarkisen, Rundbogenfenstern und verzierten Unterzügen geplant, wodurch sich auch der Eintrag im Bundesinventar der Schützenswerte Ortsbilder der Schweiz erklären lässt. Heute beherbergt die Ryff-Fabrik verschiedene Dienstleistungen, Gewerbe, Ateliers und eine Cinemathek. Die engen Gassen und Plätze zwischen den Gebäuden bieten vielseitige Räume, die von den Bewohnerinnen und Bewohner gerne genutzt werden.
Mit meinem Projekt will ich den Geist der Ryff-Fabrik sowohl städtebaulich als auch konzeptionell weiterzuführen. Die neu als Schwelle zwischen Ryff-Fabrik und Monbijoubrücke gesetzten Volumen spannen Gassen und Höfe auf, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern gestaltet und verdichtet werden können. Das Erdgeschoss bietet unterschiedliche nutzungsoffene Räume, durch die die Interaktion zwischen ankommenden und dagewesenen Menschen gestärkt werden soll. Auch sollen sie den Geflüchteten dabei helfen, selbständig zu leben und ihre Ziele verfolgen zu können. Um den breit gefächerten Anforderungen dieser Menschen entgegenzukommen, werden in den Gebäuden verschiedene Wohnformen von Kleinstwohnungen über Wohngemeinschaften bis zu Familienwohnungen und Generationenwohnungen angeboten. Diese Vielfalt wird auch nach Aussen projiziert, indem jedes Gebäude über eine andere Fassadenstruktur in Holz verfügt und die unterschiedlichen Dachformen diverse Nutzungen erahnen lassen.
Die grösste Herausforderung war für mich, in diesem sehr öffentlichen und gleichzeitig harten Kontext einen Ort zu schaffen, der für unterschiedlichste Menschen trotz minimalem Flächenbedarf ein Zuhause bieten kann.
Für Studierende nur 9 Franken im Monat – Jetzt Hochparterre abonnieren!
* Celio Leben hat sein Architekturstudium an der Berner Fachhochschule BFH diesen Sommer abgeschlossen.