Im Hochgarten der Künste
Studierende der ZHdK haben das Projekt «Querbeet» gestartet: Seit April stehen auf der Dachterrasse des Toni-Areals zehn Kisten, in denen Pflanzen spriessen.
Als die Harfenstudentin Rahel Schweizer von Meilen nach Zürich umzieht, vermisst sie in der Stadt vor allem eines: ihren Garten, in dem sie bis dahin zum Beispiel ihre liebste Tomatensorte, die «Schwarze Russische», kultiviert hat. Doch Rahel hat Vorstellungskraft und Gestaltungswillen. Als die Studentin der Zürcher Hochschule der Künste im September 2014 zum ersten Mal auf der weitläufigen Dachterrasse des neu eröffneten Campus Toni-Areal steht, ist ihr erster Gedanke: Hier wäre ein idealer Ort, um Gemüse anzupflanzen.
Seit Mitte April stehen nun zehn zweigeteilte Kisten mit zwanzig Beeten auf der Dachterrasse. Samt Werkzeugkiste, Regentonne und im Startup-Zentrum «Incubator» der ZHdK entwickeltem Kompostierungssystem. Wie hat Rahel das geschafft? Zurück in den Herbst vergangenen Jahres: Der Gartenliebhaberin ist klar, dass sie ein Konzept braucht, mit dem sich ihre Idee auf ansprechende Weise präsentieren lässt. Doch als Musikerin fühlt sie sich nicht dazu berufen, ein solches auszuarbeiten. Hilfesuchend wendet sie sich mit einem E-Mail an die Designstudierenden – und siehe da, es melden sich umgehend mehrere Industrial Designer, die Lust haben, das Projekt mit der Harfenistin anzugehen.
Hürden erfolgreich genommen
«Wir Studierenden sollen uns das Toni aneignen, unser Projekt ist ein erster Schritt dazu», sagt Stella Mühlhaus, die zusammen mit Simon Oschwald, Manuel Kallen, Fabian Engel und Rahel das «Querbeet»-Team gründete. Fabian betont: «Wir machen Querbeet nicht für uns, sondern für alle Toni-Arealer. Es geht um das Potential, das im Austausch liegt, der sich von selbst ergibt, wenn man einen gemeinsamen Treffpunkt wie einen Garten hat.»
Das Ende März vorgelegte Konzept, inklusive Illustrationen einer Studentin der Scientific Visualization, überzeugte die Eigentümerin des Toni-Areals, die Allreal. Nicht zuletzt weil die geplanten Hochbeete die zahlreichen Auflagen wie Sturmfestigkeit oder Mindestabstand zum Geländer berücksichtigen. Bewilligt ist eine Pilotphase bis November 2015, dann wird evaluiert.
Run auf die Beete
Für die Bekanntmachung des Projekts entwarf eine Studentin der Visuellen Kommunikation ein Logo und gestaltete Plakate, Cast-Studierende erstellten ein Video und nach einem E-Mail-Versand an alle, die im Toni-Areal ein und aus gehen, waren die Beete nach dem Prinzip «first come first served» innerhalb von 48 Stunden vergeben. Die IT-Abteilung sicherte sich ein Beet, um Kräuter anzupflanzen. Die Kinderkrippe «Dachspatzen» wollte ein Beet, um den Kleinen zu zeigen, wie Pflanzen wachsen. Auch die Game Designer und die Industrial Designer bewirtschaften je ein Beet. Und Rahel pflanzt mit ihrem Freund, ebenfalls Musiker, nun im «Duo Kontrabeet» alte Mangoldsorten sowie seltene Tomaten und Gurken an.
Die Idee, dass die Beete ein hochschulübergreifender Treffpunkt sein sollen, scheint zu funktionieren. Bereits fand eine erste Gartenparty statt. Und dem Projektteam gehen die Ideen nicht aus: Workshops rund um Garten-Know-how und ein Bewässerungssystem schweben ihnen vor und noch weiter in die Höhe wollen sie, mit «vertical gardening», wie das im Gärtnerjargon heisst.