Entwerfen mit den Jahreszeiten
Eveline Herrmann studiert an der HSLU Innenarchitektur und hat ein Austauschsemester an der Kunsthochschule in Oslo verbracht. Im Campus-Beitrag erzählt sie von ihren Eindrücken und Projekten.
Ohne konkrete Vorstellungen darüber, was mich erwarten würde, bin ich im vergangenen Januar in mein Auslandsemester an der ‹Kunsthogskolen Oslo› gestartet. Mit einer Kälteperiode und kurzen Tagen startete meine Reise in Norwegen. Herzlich und warm hingegen war das Willkommen seitens meiner Klasse, die gerade einmal aus zwölf Personen bestand. Die ersten Wochen vergingen und die dunkle Jahreszeit wurde langsam, aber stetig, vom kommenden Frühling verdrängt. Im April haben wir die Arbeit zum Entwurfsmodul ‹Transformation› aufgenommen. Die Aufgabenstellung verlangte, dass wir die drei Räume eines bestehenden Strandrestaurants entwickeln und deren Transformation durch die verschiedenen Jahreszeiten aufzeigen. Wie werden die Räume in den kurzen und kalten Tagen im Januar genutzt? Wie verändert sich die Atmosphäre, wenn das Licht wärmer wird? Wie können wir die räumliche Wirkung mit künstlichem Licht verändern? Mit diesen und vielen weiteren Fragen haben wir uns in den darauffolgenden Wochen beschäftigt.
Das Modul wurde von der Fotografin und Architektin Pavlina Andrea Lucas geleitet. Ihre Arbeit ist geprägt von der analogen Arbeit am Modell. So war es auch unsere Aufgabe die Räume und deren Atmosphären ausschliesslich in einem Arbeitsmodell zu entwerfen. Der Prozess und die Erkenntnisse haben wir fotografisch festgehalten. Die Fotos sollten primär eine atmosphärische Wirkung aufzeigen, der architektonische Ausdruck war sekundär. Die physischen Modelle zwangen uns, langsam zu arbeiten und bewusste Entscheide zu treffen. Die Hands-on-Mentalität, welche die Schulphilosophie bestimmt, schwingt auch in diesem Modul mit. So nutzten wir verschiedene Materialien, um eine Oberflächenwirkung zu imitieren. Durch diese Imitationen und das Experimentieren am Modell bekamen wir immer wieder neue Erkenntnisse. Wir merkten wie unterschiedlich der Eindruck und die Interpretation unter den Studierenden ist.
Gruppen- und Einzelcoachings begleiteten unsere Arbeit. Frontalunterricht gab es das ganze Semester hindurch nicht. Vielmehr achteten die Lehrpersonen auf die individuellen Interessen und förderten das selbstständige Lernen. So entwickelten sich die Studierenden sehr individuell mit ihren ausgeprägte Stärken, was mich sehr inspirierte. Ich habe festgestellt, dass der Entwurf am Modell effizient sein kann und damit einfach und schnell Atmosphären entworfen und geprüft werden können. Auch hier in der Schweiz können wir die saisonalen Wechsel der Natur erleben. Ich werde diesen Aspekt künftig vermehrt berücksichtigen.
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* Eveline Herrmann studiert im 4. Semester Innenarchitektur an der Hochschule Luzern, Technik & Architektur.