Zweites Leben: das finale Sideboard.

Ein Laufgitter wird Sideboard

Um sich für das Thema Wiederverwendung zu sensibilisieren, bauten die Studierenden der Innenarchitektur an der HSLU aus alten Gegenständen neue Objekte. Melanie Ziswiler berichtet im Campus.

Im Rahmen des Moduls ‹Design Basics› erhielten wir die Aufgabe, aus einem nicht mehr genutzten Gegenstand etwas Neues zu erschaffen. Das Projekt sollte uns für das Wiederverwenden von alten Objekten sensibilisieren. Gleichzeitig reflektierte ich im Verlaufe des Projekts meine eigene Haltung zum Thema Re-Use und bemerkte, wie sich meine Sichtweise veränderte.

Das Ausgangsobjekt: ein Laufgitter, gefunden im Keller.

In vielen Haushalten liegen Gegenstände ungenutzt herum oder werden entsorgt. Alte Objekte haben es verdient, eine zweite Chance zu erhalten. Bei mir im Keller fand ich ein Laufgitter, in dem meine Geschwister und ich als Kleinkinder gespielt hatten. Da es seit Jahren ungenutzt in einer Ecke stand, entschied ich mich, daraus ein Sideboard zu machen. Die Staketen erinnerten mich an bereits bestehende Entwürfe, die mir als Inspiration dienten. Da ich mit bereits vorhandenen Materialien arbeitete, musste ich mich an deren Eigenheiten anpassen. Ich zerlegte das Laufgitter, mass die Einzelteile aus und entwarf das Design im CAD-Programm, wobei ich möglichst viele Komponenten in ihrer Ursprungsform wiederverwendete. Die 16 Millimeter dicken Stäbe bildeten das Hauptelement des Sideboards. Sie sorgen für Stabilität und erzeugen eine ansprechende Optik. Eine MDF-Schablone aus dem alten Laufgitterboden half mir, die Löcher in den Dreischichtplatten exakt zu positionieren und zu bohren, um dort später die Stäbe einzusetzen. Das präzise Arbeiten war essenziell, da ich das Ausgangsmaterial nicht einfach im Baumarkt nachkaufen konnte.

Das in die Einzelteile zerlegte Laufgitter

Mit Hilfe einer Schablone aus MDF werden die Staketen eingepasst.

Die in der Bodenplatte eingepassten Staketen.
Da viele Stäbe beschädigt waren, schliff ich sie ab und behandelte sie mit weiss pigmentiertem Leinöl. Das schützt sie vor Vergilbung und Abnutzung und ist nachhaltiger als Lack. Für die Montage musste ich alle Stäbe gleichzeitig in die Löcher einsetzen. Mithilfe der Schablone richtete ich sie aus und verleimte jeden dritten Stab. Die Beine sägte ich aus den dickeren, gelochten Stäben des Laufgitters, verband sie mit Querstreben und verschraubte sie am unteren Brett des Möbels. Abschliessend montierte ich die Regalböden, die ich aus einer nicht mehr genutzten Fichtenplatte herstellte und fixierte sie mit den ursprünglichen Bodenhalterungen.

Zweites Leben: das finale Sideboard.

Der Prozess zeigte mir, wie einfach und gleichzeitig aufwendig es ist, einem alten Gegenstand neues Leben einzuhauchen. Daher war es auch besonders spannend, die Lösungen meiner Mitstudierenden zu sehen. Ich erkannte, dass nachhaltiges Design nicht hauptsächlich eine Frage des Materials ist, genauso wichtig ist der Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Indem ich ein altes Möbel umwandelte, lernte ich, wie entscheidend eine sorgfältige Planung ist. Denn ist ein Bauteil einmal zerstört, kann es nicht mehr wiederverwendet werden. Gleichzeitig entwickelte ich eine neue Wertschätzung für das Ursprungsobjekt. Es ist nicht einfach nur altes Holz, sondern ein Stück Geschichte, das nun weitere Geschichten schreiben darf.

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