Ein Überblick über die Wirkung des Innunity-Medikaments im Körper von MS-Betroffenen. Der Vorher-Nachher-Slider zeigt, was sich durch das Medikament verändert.

Ein komplexes Thema vermitteln

Design-Studierende der ZHdK entwickelten Visualisierungen, die die Wirkungsweise eines neuen Multiple Sklerose-Medikaments erklären. Lena Hochhuth erzählt im Campus-Beitrag, wie ihr Team vorgegangen ist.

Worum geht es in eurem Projekt?
Lena Hochhuth*: Im vierten Semester unseres Bachelor Studiums in ‹Knowledge Visualization› konnten wir ein laufendes Projekt aus dem ‹BioEntrepreneurship & Innovation Program› der Universität Zürich auswählen. Wir entschieden uns für das Start-Up ‹Innunity›, das derzeit ein neuartiges Medikament gegen Multiple Sklerose entwickelt. Es setzt ein bestimmtes Protein ausser Kraft und hält damit körpereigene Immunzellen davon ab, Nervenzellen anzugreifen und zu zerstören. Der Krankheitsverlauf wird so verlangsamt. Für die zukünftige Webseite von ‹Innunity› haben wir acht Visualisierungen erstellt, die Patient:innen und ihren Angehörigen die genaue Funktion und Wirkung des Medikaments erklären.

Was hat euch an der Aufgabenstellung besonders interessiert?
Das Projekt hat sich wichtig angefühlt, weil es um einen Bereich geht, der in der Forschung sehr aktuell ist und in dem viel bewirkt werden kann. Es geht auch darum, Menschen zu helfen und wir fanden es schön, an etwas zu arbeiten, das einen Unterschied macht. Besonders war auch, dass wir aufgrund der Grösse und Komplexität des Projekts im Team arbeiten konnten.



So sehen Nerven aus, die durch das Medikament von Innunity geschützt sind und nicht von körpereigenen Immunzellen angegriffen werden. Trotz einiger Schäden durch Multiple Sklerose bleiben sie intakt und funktionsfähig.

Diese körpereigenen Immunzellen sind dafür verantwortlich, dass die Nerven zerstört werden. Ohne Medikament fressen sie die isolierende Myelinschicht und richten grossen Schaden an.

Das Medikament (orange) verhindert, dass ein bestimmtes Protein in den Immunzellen das Signal zum Angriff auf die Nerven geben kann. Stattdessen bekämpfen die Immunzellen nun bspw. Viren, wie sie es gemäss ihrer gesunden Funktion tun sollen.

Wie seid ihr dabei vorgegangen?
Eine Vorgabe war, dass die Visualisierungen in der Software Cinema 4D umgesetzt werden, die wir so in der praktischen Arbeit kennenlernen konnten. Zuerst teilten wir die Objekte – Nerven, Immunzellen, Proteine etc. – untereinander auf. Jede Person verantwortete ein bis zwei. Die unterschiedlichen Objekte führten wir später in den Visualisierungen zusammen. Die Arbeitsschritte umfassten Komposition, Modellierung, Rendering und Nachbereitung, was insgesamt ziemlich zeitaufwendig war. Alle im Team machten parallel dasselbe, wodurch wir gemeinsam Lernfortschritte erzielen und uns unterstützen konnten.

Durch die Kooperation wart ihr im Austausch mit Forschenden. Wie hat sich das auf eure Arbeit ausgewirkt?
Das Briefing kam von Antonis Katsoulas, Doktorand an der Universität Zürich und Gründer von ‹Innunity›. Er wusste, an wen sich die Bilder richten würden, hatte aber keine genaue Vorstellung davon, wie sie aussehen sollten. Unsere Aufgabe war es herauszufinden, welche Informationen die Patientinnen und Patienten brauchen und wie sie vermittelt werden können. Anfangs vertieften wir uns in die Recherche. Nach der ersten Woche stellten wir ihm unser Konzept anhand von Skizzen vor und bekamen das Okay für die Umsetzung. Antonis hat uns viele Freiheiten gelassen und uns mit Informationen oder Bildern versorgt.


Einige 3D-Modelle, die im Prozess der Arbeit entstanden.

Die Visualisierungen wurden in der Software Cinema 4D erstellt.

Wie verhalten sich Inhalt und Form zueinander?
Von den acht Einzelbildern zeigen vier die Vorgänge im Körper ohne Medikation, vier mit. Dank eines Sliders können die Situationen verglichen werden. Das Zielpublikum ist oft schon gut über die Krankheit informiert, kennt aber meist nur konventionelle Darstellungen, im Fall der Multiplen Sklerose meist Bilder von zerstörten Nerven. Sie markieren die Krankheit, während wir mit dem Medikament eine positivere Botschaft mitgeben können. Das schlägt sich in den blassen, hellen Farben nieder, die sich vor dem weissen Hintergrund leicht abheben. Wir haben mit Tiefenschärfe und Grössenverhältnissen gearbeitet und so die Räumlichkeit betont. Es ist eine Gratwanderung zwischen Abstraktion und Realismus.

Was war besonders herausfordernd?
Die Kernbotschaft zu vermitteln, ohne zu stark zu vereinfachen. Es handelt sich um ein komplexes Thema, das auch wir nicht immer in allen Details verstanden haben. Und auch nicht müssen. In unserer Arbeit stehen wir im Austausch mit Expertinnen und Experten und lernen selbst viel Neues. Egal ob es um Archäologie, Medizin oder einen anderen Fachbereich geht.


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