Die Skulptur als Botschafter
Der Szenografie-Masterstudent Oliver Klauser hat für das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut eine Skulptur entworfen, die die heutige Institution mit ihrer Geschichte verbindet.
Die Skulptur ‹Initula› entstand im Rahmen eines Semesterprojekts im Masterstudio Scenography der HGK FHNW in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und wurde bei der Einweihung des neuen TPH Zentrums in Allschwil enthüllt. Das Institut besitzt eine grössere Anzahl Objekte aus dem afrikanischen und asiatischen Raum, deren Herkunft, Erwerb und Überführung nach Basel ungeklärt sind und deren künstlerischer und ethnografischer Wert nicht aufgearbeitet ist. Die Beschäftigung mit Kunstobjekten aus ungeklärtem ethnologischem Hintergrund bildete den inhaltlichen Ausgangs- und Drehpunkt meines Semesterprojekts. Fragen der Restitution – des Zurückgebens von Kult- und Kultururobjekten boten mir auch die Chance, mich mit der kulturellen Heterogenität der Schweizer Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Das von mir gewählte Objekt ist im Katalog des Instituts als Inventarnummer #006187 geführt. Die Katalogkarte führt aus: «Oberbegriff: Kunstgegenstände/Art. Bezeichnung: Holzfigur Pelikan, grau mit Dekor, 70 x 140 cm. Anzahl: 1. Zusatztyp: Statue. Unit: DIR, Standort: Treppe Föhre.» Nach kurzer Nachforschung fand ich heraus, dass die Nummer #006187 kein Pelikan ist, sondern eine der Senufo-Ethnie zugehörigen Skulptur. Die sogenannten Senufo-Vögel sind beliebte Sammlerobjekte. Ich fand heraus, dass hochwertige Originale bei Versteigerungen stolze Preise erzielen.
Auf der Vorlage des Senufo-Vogels baute ich eine überdimensionale, weisse Skulptur, die an die Geschichte der Senufo-Vögel erinnert und somit auch an die Geschichte des Swiss TPH und seinen ersten Forschungsstationen in Westafrika. Die Skulptur ist eine Reminiszenz an das ‹alte Afrika›, an die ‹Touristenkunst› oder ‹Raubkunst› und an eine Zeit, in der Europäer und Nordamerikaner als «Pioniere» den afrikanischen Kontinent kolonialisiert haben. ‹Initula› steht aber auch für den stetem Wandel des Institutes, das sich neuen Herausforderungen anpasst und weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Abteilungen des Institutes können sich in der Skulptur als Teil eines grossen Ganzen wiedererkennen.
Ohne seine Bemalung, ohne sein Federkleid ist ‹Initula› ein neutrales Objekt, das nicht wertet. Sobald es über den Projektor seine Muster und sein Federkleid erhält, wird der Vogel wieder flügge und erzählt von der weiten Welt, von den unterschiedlichen Menschen, von Kindern und Alten, es zeigt uns Farben und Formen, Krankheiten und Genesung, Sternbilder und Atome – schlicht alles, was die Mitarbeitenden des Swiss TPH dem Objekt mit auf den Weg geben wollen. Dadurch, dass ‹Initula› all diese Stimmen aufnimmt und reflektiert, kommt es wieder dahin, wo ich den Ursprung der Senufo-Vögel vermute: zu den Überlieferungen der ersten lebenden Wesen – zum Anbeginn der Zeit und seiner Verknüpfung zum Hier und Heute.
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* Oliver Klauser macht seinen Master in Szenografie an der HGK FHNW in Basel.
‹Initula› ist ein Kunstwort besteht aus zwei Teilen.
1. Dem Satz: „I ni tile“ – Wörtlich: «Du und die Sonne» – welcher in der Bambara-Sprache zur Mittagszeit zur Begrüssung gesprochen wird.
2. Dem Vornamen: Tula – welchem mitunter nordische, hinduistische und arabischen Wurzeln zugesprochen werden und weltweit als Vorname für weiblich und männliche Geschlechter. sowie als Nachname Verwendung findet. Ausserdem enthält er die Bedeutung «der im Zeichen der Waage geborenen».
Mentor*innen:
Martina Ehleiter, Prof. Andreas Wenger, Masterstudio Scenography HGK FHNW
Prof, Dr. med. Christoph Hatz, Swiss TPH