Modellfoto (Kevin Lieberherr)

Der Kleinentwurf

Mit dem ‹Kleinentwurf› entwickelten die Studierenden der ArchitekturWerkstatt St.Gallen zeitgemässen Wohnraum für die Stadt Glarus. Im Campus-Beitrag erzählt Lucia Mandura, was sie dabei gelernt hat.

Alles begann mit einem Stadtspaziergang, bei dem wir vom Glarner Charme mitgerissen wurden. Wir tauchten in die prächtige Kulisse der hochragenden Berge ein, flanierten durch verwinkelte Gassen, Höfe und Alleen, entdeckten wuchernde Vorgärten und verspielte Fassadenfarbtupfer. Gruppenweise erhielten wir die Aufgabe, in der bebauten Masse Wohnraum zu gestalten. Was macht zeitgemässes Wohnen aus und wie entwerfen wir kompakte und dennoch flexible Raumstrukturen für Glarus?, lauteten die Fragestellungen, mit denen wir uns im Kurs ‹Analyse 3› – auch bekannt als ‹Kleinentwurf› – befassten.


Grundriss OG (Kevin Lieberherr)

Zurück im Atelier, liessen wir uns neugierig auf den Entwurfsprozess ein. Über Volumenkörper entwickelten wir das Verhältnis von Raum und Masse im Stadtmodell. Durch Skizzieren und Planzeichnen probierten wir verschiedene Raumkonstellationen und Wohntypen aus. Fordernd und spannend zugleich war es, herauszufinden wie die privaten und öffentlichen Räume der Wohnung zueinanderstehen, welche Formen und Proportionen ihnen verliehen werden und wie das Zusammenspiel von Innen- und Aussenraum funktioniert. Uns beschäftigten Fragen wie: Wo sind Begegnungszonen und Durchblicke? Wie ist die Bewegung durch den Raum und was passiert mit dem Licht? Mit der Zeit definierten wir die Räume stärker und ergänzten die Wohnbauten mit anderen Nutzungen wie Cafés, Bibliotheken, Werkstätten und Ateliers. Wir wiesen den Innenräumen Materialien zu, was wirklich Feingefühl braucht.

Mit einer Sammlung an Wohnideen, einem Blick über den Tellerrand hinaus und in die Geschichte stand nach sechs intensiven Wochen die Schlusskritik an. An den Stellwänden hingen nun die Pläne aller Projekte. Beeindruckend war die individuelle Wahrnehmung von Wohnraum und wie er über das Zeichnen und die Sprache vermittelt wird. Die Modelle der einzelnen Gruppen wurden zusammengefügt und es entstanden spannende Zwischenräume, Innenhöfe und Momente, die sich in den Glarner Stadtcharakter einstrickten.


Ansicht Süd (Kevin Lieberherr)
Von der Betrachtungsweise, dass die Stadt wie ein Haus ist und das Haus wie eine Stadt, lernte ich am meisten. Rückblickend erkenne ich, dass der Entwurfsprozess darin besteht, zu suchen, bis sich alles zu einem grossen Bild fügt. Allem voran steht das bewusste Erfahren und Tun, sich offen und geduldig dem kreativen Schaffen hinzugeben und vor allem Freude daran zu haben.   

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