Ein 3-D Objekt basierend auf den Instagram-Bildern mit Hashtag #selfie.

Wie wird man sich an uns erinnnern?

Evelina Hallém untersucht in ihrer Masterarbeit, wie Grafikdesign eingesetzt werden kann, um die Bildermassen in den Social-Media-Kanälen zu verwalten und zu bewahren.

Meine Masterarbeit ‹How Will We Be Remembered› untersuchte die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus der enormen Menge an Bildern ergeben, die heute über die verschiedenen Social-Media-Kanäle geteilt werden. Ich führte eine Reihe von Experimenten durch, die eher auf den Prozess als auf ein bestimmtes Endprodukt zielten. Ausgegangen bin ich von der Frage: Wie kann Grafikdesign eingesetzt werden, um Bilder aus kollektiven Datenbanken zu navigieren, zu verwalten und zu bewahren?
 

3-D-Objekt auf Basis von Instagram-Bildern mit Hashtag #notredamefire.

Allein im Jahr 2020 sollen sich auf den Servern der Sozialen Netzwerke insgesamt 7,4 Billionen Fotos angesammelt haben und öffentlich zugänglich sein. Wie gehen wir mit all diesem Material um? Vor allem, wenn sich Dateiformate, Software und Hardware in rasantem Tempo weiterentwickeln. Meine Idee entstand irgendwo zwischen der Angst, dass wichtige Dokumentationen in der gewaltigen Masse verschwinden und der Chance zu beeinflussen, wie wir in Zukunft in Erinnerung bleiben wollen.
 

3-D-Objekt auf Basis von Instagram-Bildern mit Hashtag #artbaselbanana.

Ich bin von den Bildern auf Instagram ausgegangen, weil dort Nutzerinnen und Nutzer aus der ganzen Welt ihre Fotos teilen. Die Bilder haben zum Teil die gleichen Motive, werden aber aus unterschiedlichen kulturellen und persönlichen Perspektiven aufgenommen. Um auf der Plattform zu navigieren, verwendete ich eine Software, mit der Fotos basierend auf einem Hashtag oder einem bestimmten Zeitraum automatisch heruntergeladen werden können. Ich grenzte meine Auswahl auf aktuelle Ereignisse ein, die für mich nicht nur die Gegenwart widerspiegeln, sondern auch in Zukunft gültig sind.
 

Zusammengeführtes Bild, basierend auf 60 Einzelbildern unter dem Hashtag #selfie.

Um die ausgewählten Bilder zu verwalten, habe ich einen Prozess entwickelt, der sie zusammenführt und transparent übereinander stapelt. Aufgrund der Transparenz können die Details der einzelnen Bilder noch unterschieden werden, während gleichzeitig ein neues Motiv entsteht – hier jenes aus allen unter dem Hashtag ‹selfie› gefundenen Fotos:


Zusammengeführtes Bild, basierend auf 60 Einzelbildern unter dem Hashtag #selfie.

Nachdem ich die Fotos navigieren und verwalten konnte, untersuchte ich, wie sie für die Zukunft erhalten werden können. Ich ging von der Tatsache aus, dass Objekte in ihrer physischen Form und in Abhängigkeit von ihrer Materialität aufbewahrt werden. Also habe ich untersucht, ob ich zusammengeführten Bilder wie ein Objekt behandeln kann. Ich testete verschiedene digitale Methoden, um ein 3-D-Objekt zu erzeugen. Es war mir wichtig, ein Verfahren zu finden, bei dem der Computer das Objekt automatisch erstellen kann, um eine subjektive Interpretation der Form aufgrund der kollektiven Sammlung zu vermeiden.

 

Automatisch erstelltes 3-D-Objekt, basierend auf dem oben gezeigten zusammengesetzten Bild.

Nachdem ich die zusammengefügten Bilder in digitale 3-D-Modelle umgewandelt hatte, habe ich sie dreidimensional gedruckt. Ich wollte ein physisches Objekt erschaffen, in dem die Spuren der vielen Einzelbilder noch sichtbar waren. Mit der 3-D-Drucktechnik einen Teil unserer kollektiven Bildersammlung zu einer Art Denkmal verschmelzen. Die konkrete Form repräsentiert und speichert für mich unsere digitalen Fotosammlungen. Ich sehe das Objekt jedoch nicht als Endprodukt, sondern als Teil eines Prozesses und der Diskussion darüber, wie wir die Verantwortung für unsere Zeitdokumentation für die Zukunft übernehmen können. Mit anderen Worten: wie wir beeinflussen können, wie wir in Erinnerung bleiben werden.

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