‹Wie nah kommst du mir?› abgelegt. Fotos: Raisa Durandi

Wie nah kommst du mir?

Die Design-Studierenden Melanie Burkhard und Matthias Goldenberger haben eine Halskette entworfen, die signalisiert, wenn man ihrem Träger zu nahe kommt.

Eine Begegnung zweier Menschen zur selben Zeit am selben Ort zeichnet sich aufgrund der physischen Präsenz durch ein ganzheitliches Wahrnehmen aus, das von beiden Menschen subjektiv gedeutet wird. Wenn ein Mensch einem anderen zu nahe kommt, kann dies unangenehm sein. Oft ist dies dem sich Nähernden nicht auf Anhieb bewusst.

Wir haben ein Objekt gestaltet, das einen symbolisch beschützenden Effekt auf seinen Träger hat und dem Gegenüber signalisiert, dass er dem Träger des Objekts zu nahe kommt. Wird eine bestimmte Distanz unterschritten, bewegen sich die Teile des Objekts.

‹Wie nah kommst du mir?› in Bewegung.

Für den Entwurf haben wir uns von sich sträubenden Stacheln oder aufstellenden Schuppen aus dem Tierreich inspirieren lassen. In ersten Modellen testeten wir Formen und Bewegungsabläufe mit geritzten PET-Folien, Textilien mit Metallstiften oder Epoxidharzteilen. Doch die stachelähnliche Formen wirkten uns zu aggressiv und entsprachen nicht dem Beschützen des Trägers im positiven Sinne.

Dann stiessen wir auf die Pflanze Mimosa Pudica und wie sie ihre Blätter wellenförmig schliesst. Dieser Bewegungsablauf entsprach unseren Ansprüchen an das Objekt. In weiteren Modellen haben wir versucht, die Bewegungen mechanisch mit Gestängen, Fadenzügen und Magneten zu erwirken. Doch die meisten Mechanismen waren zu kompliziert, insbesondere wenn sie am Körper des Trägers funktionieren sollten.

‹Wie nah kommst du mir?› aufgestellt.

Schliesslich reduzierten wir die Bewegung auf drei Teile und machten die Mechanik sichtbar. Das finale Objekt besteht aus einem Distanzsensor, einem Microcomputer und der Mechanik mit den beweglichen Teilen, die wir an einer Halskette fixierten. Die Gestaltung unseres Objektes ist geprägt von Messing und verschiedenen schwarzen Kunststoffen. Sie orientiert sich an der Formensprache des Microcomputers ‹Arduino Beetle›, der bewusst als gestalterisches Element in das Objekt eingearbeitet wurde.

‹Wie nah kommst du mir?› abgelegt.

Die Verbindung von Technik und tragbaren Objekten birgt ein grosses gestalterisches und poetisches Potenzial, das Raum für weitere Überlegungen, Experimente und Entwicklungen öffnet. Wir freuen uns in zukünftigen Projekten noch tiefer in diese Räume vorzustossen.

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Kommentare

Frank 23.05.2019 06:50
Design für eine kleine weisse wohlhabende und identitätsbewusste Elite. Great. Ein Zeichen für die Relevanz des Designerberufs?
BATMAN 21.05.2019 15:52
PARANOID und Traurig! Geht gar nicht! Was für eine Gesellschaft schwebt euch den vor? Oder wie enttäuscht und/oder eingeschüchtert wurdet ihr ihn eurem jungen Leben schon!
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