Wie nah kommst du mir?
Die Design-Studierenden Melanie Burkhard und Matthias Goldenberger haben eine Halskette entworfen, die signalisiert, wenn man ihrem Träger zu nahe kommt.
Eine Begegnung zweier Menschen zur selben Zeit am selben Ort zeichnet sich aufgrund der physischen Präsenz durch ein ganzheitliches Wahrnehmen aus, das von beiden Menschen subjektiv gedeutet wird. Wenn ein Mensch einem anderen zu nahe kommt, kann dies unangenehm sein. Oft ist dies dem sich Nähernden nicht auf Anhieb bewusst.
Wir haben ein Objekt gestaltet, das einen symbolisch beschützenden Effekt auf seinen Träger hat und dem Gegenüber signalisiert, dass er dem Träger des Objekts zu nahe kommt. Wird eine bestimmte Distanz unterschritten, bewegen sich die Teile des Objekts.
Für den Entwurf haben wir uns von sich sträubenden Stacheln oder aufstellenden Schuppen aus dem Tierreich inspirieren lassen. In ersten Modellen testeten wir Formen und Bewegungsabläufe mit geritzten PET-Folien, Textilien mit Metallstiften oder Epoxidharzteilen. Doch die stachelähnliche Formen wirkten uns zu aggressiv und entsprachen nicht dem Beschützen des Trägers im positiven Sinne.
Dann stiessen wir auf die Pflanze Mimosa Pudica und wie sie ihre Blätter wellenförmig schliesst. Dieser Bewegungsablauf entsprach unseren Ansprüchen an das Objekt. In weiteren Modellen haben wir versucht, die Bewegungen mechanisch mit Gestängen, Fadenzügen und Magneten zu erwirken. Doch die meisten Mechanismen waren zu kompliziert, insbesondere wenn sie am Körper des Trägers funktionieren sollten.
Schliesslich reduzierten wir die Bewegung auf drei Teile und machten die Mechanik sichtbar. Das finale Objekt besteht aus einem Distanzsensor, einem Microcomputer und der Mechanik mit den beweglichen Teilen, die wir an einer Halskette fixierten. Die Gestaltung unseres Objektes ist geprägt von Messing und verschiedenen schwarzen Kunststoffen. Sie orientiert sich an der Formensprache des Microcomputers ‹Arduino Beetle›, der bewusst als gestalterisches Element in das Objekt eingearbeitet wurde.
Die Verbindung von Technik und tragbaren Objekten birgt ein grosses gestalterisches und poetisches Potenzial, das Raum für weitere Überlegungen, Experimente und Entwicklungen öffnet. Wir freuen uns in zukünftigen Projekten noch tiefer in diese Räume vorzustossen.
* Melanie Burkhard studiert im 6. Semester XS Schmuck an der Hochschule Luzern Design & Kunst. Matthias Goldenberger studiert im 4. Semester Design Management an der Hochschule Luzern Design & Kunst.