Innenraumfoto einer Kleinwohnung aus der Vorübung. (Foto: Roger Mettler)

Von der Kleinwohnung zum Hochhaus

Das Hochhaussemester nimmt im Architekturstudium einen besonderen Platz ein. Roger Mettler von der ArchitekturWerkstatt St.Gallen erzählt im Campus-Beitrag, wie er seinen Entwurf angegangen ist.

Das Hochhaussemester wirft seine Schatten voraus: bereits ein Jahr vorher sahen wir, wie sich die Studentinnen und Studenten des höheren Jahrgangs an die Arbeit machten. Zu Beginn konnten wir nicht erahnen, welche Bauten entstehen würden, doch mit der Zeit wuchsen in unserem Atelier immer höhere Modelle aus dem Boden. Das weckte bei unserer Klasse die Neugier und die Vorfreude. Gleichzeitig sahen wir natürlich auch den grossen Aufwand, den unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen betrieben. So wurden wir vorbereitet, auf was uns erwartet.
 

Innenraumfoto Schlussmodell. (Foto: Leo Rüdiger)

Als wir an der Reihe waren, konnte man die Begeisterung förmlich spüren. Die Entwurfsaufgabe lautete, ein Wohnhochhaus in der Thurgauer Grenz- und Bodenseestadt Kreuzlingen zu konzipieren. Zwölf Bauplätze an der Bahnhofsstrasse wurden jeweils zwei Studierenden zugelost. Die verschiedenen Parzellen mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen bedingten kreative Ansätze und Herangehensweisen und die Raumprogramme wurden individuell ausgearbeitet.

Den Grundrissen, dem zentralen Thema des Wohnungsbausemesters, wurden natürlich auch in dieser Aufgabe Rechnung getragen. Aus zwanzig Architekturikonen der letzten 120 Jahren wählte ich als Referenzgrundrisse die Chicagoer Lake Shore Drive-Apartments von Ludwig Mies van der Rohe aus dem Jahr 1951 aus. Aus deren Analyse entwickelte ich Raumstrukturen, dann Kleinwohnungen und schliesslich ganze Geschosse. Diese Schritte erfolgten komplett ohne den Kontext des Bauplatzes und ermöglichten ein freies Experimentieren mit den Grundrissen und ihren Eigenheiten.


Schlussmodelle nebeneinander. (Foto: Jannik Graf)

Die Wohnungen und Geschosse musste ich anschliessend mit denen meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen zusammenfügen und in die Situation einpassen. Erst danach machte ich Volumenstudien und Grundstücksanalysen. Diese Herangehensweise von innen nach aussen und wieder zurück, ohne die Konstruktion von Anfang an mitzudenken, möchte ich besonders hervorheben. Sie erlaubte uns unvoreingenommen Wohnungen zu entwerfen und die Prinzipien zu verstehen.
 

Gang durch die Hochhaus-Modelle.

Was den anfangs erwähnten Aufwand betrifft, hat sich die Vorahnung bewahrheitet. Wer die zwölf Hochhausmodelle jetzt nebeneinander betrachtet, kann aber guten Gewissens behaupten, dass sich die investierte Zeit gelohnt hat.
 

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