Vom Strumpf zur Schau

«Design studieren – jetzt oder nie». Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, nachdem ich jahrelang in Hemd und Krawatte in der Bank gesteckt hatte. Ich entschied mich, die Karten nochmals neu zu mischen. Ich brauchte ein Jahr, vier Portfolios und 720 Arbeitsstunden bis mein Herz den Kampf gegen meinen Kopf gewonnen hatte. Vier Jahre später ist es endlich soweit – ich studiere im 5. Semester Industrial Design in Basel und stehe kurz vor dem Abschluss.

Im Rahmen des Moduls ‹Textile Landscapes› hatten wir als Studierende die Gelegenheit, unseren Prozessverlauf experimentell auszulegen. Ausgangspunkt meines Experiments: der Strumpf. Leicht, haptisch, transparent, gewöhnlich und unterschätzt. Für mich die perfekten Zutaten. Aus meiner Vision heraus ist eine Collage vieler, textiler Modelle entstanden, die ihre Stärken und Schwächen haben. Mit verschiedenen Techniken habe ich die Eigenschaften des empfindlichen Materials verändert. Mich faszinierten die vielseitigen Formen, Strukturen und Überlagerungen. Doch zum Schluss fragte ich mich: «Geil - und jetzt?».

Das Experiment ist ein tolles Tool, um neue Antworten auf gewisse Fragestellungen zu finden. «Doch am Schluss liegt die Qualität darin, sich für ein Schlüsselexperiment zu entscheiden und das in einen Kontext zu setzen», sagte meine Dozentin Nicole Schneider. Also entschied ich mich, das Material für eine Ausstellungssituation einzusetzen. Die fiktive Ausstellung mit dem Titel ‹Materia› soll es dem Besucher erlauben haptisch und visuell in eine andere Welt einzutauchen. So zieren dunkle Wände und Böden, ein Sternenhimmel, kokonartige Gebilde sowie sphärische Hintergrundmusik den Ausstellungsraum und laden zu einer geheimnisvollen Entdeckungstour ein. Denn: «A life with no secrets is no life at all».

* Nour El-Gourany studiert im 5. Semester Industrial Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.