Dämmbeton im städtischen Kontext: Eine Fassade aus der Gründerzeit.

Vom fertigen Entwurf zur Fragestellung

16 Architekturstudentinnen und Architekturstudenten bestreiten in diesem Frühlingssemesters an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die anspruchsvollste Aufgabe im fünf jährigen Studium: Die Masterthesis-Arbeit. Jan Laasner erzählt, wie er dafür ein Thema findet.

16 Architekturstudentinnen und Architekturstudenten bestreiten in diesem Frühlingssemester an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die anspruchsvollste Aufgabe im fünf jährigen Studium: Das selbstständige Erarbeiten einer spezifischen Fragestellung und das Aufzeigen von Lösungsansätzen in Form eines architektonischen Entwurfs. Die Rede ist von der Masterthesis-Arbeit, die im neunten Semester ihren Anfang nimmt. Im Bachelor-Studium wird das Handwerk geübt. Es werden Haustechnik-Schemen erstellt und Tragwerksysteme im Modell überprüft. Man befasst sich analytisch mit bestimmten architektonischen Themen und eignet sich Fachwissen an, doch das Ziel im jeweiligen Semester ist ein möglichst gut aussehendes architektonisches Projekt. Am Ende zählt der Entwurf. Darstellung und Inhalt ähneln einem Wettbewerbs-Beitrag. Viele Entscheidungen werden intuitiv und unter Zeitdruck gefällt, einfach um überhaupt  einen einigermassen «fertigen» Stand des Projekts zu erreichen. Im Masterstudium tauchen die Studenten tiefer in thematische Bereiche ein. In dieser Zeit sind wir, bedingt durch kleinere Klassen als im Bachelor-Studium, noch stärker dem Luxus einer engen Betreuung durch Dozenten-Teams ausgesetzt. Wöchentlich finden Tischkritiken statt.

Ins kalte Wasser geworfen

«…eine frei gewählte, methodisch und theoretisch abgestützte, entwerferische Recherche…» heisst es in der Zielformulierung zur Master-Thesis. Es gilt, eine eigene Aufgabenstellung, eine Fragestellung zu finden, deren Antwort nicht offensichtlich ist und die potentiell Innovatives hervorzubringt. Was interessiert mich eigentlich am meisten? Was will ich mit meiner Thesis-Arbeit erreichen? Die Herausforderung ist eine gänzlich neue. Es gibt kein vorgegebenes, klar abgestecktes Aufgabengebiet als Orientierungshilfe. Entsprechend unterschiedlich gehen die Anwärter auf den «Master of Arts ZFH in Architektur» vor. Die abschliessende Arbeit soll ein Gesellenstück, ein Bijou sein, mit dem ich allen zeigen kann, was ich «auf dem Kasten» habe.  Ein schmuckes Resultat von Anfang an vor Augen birgt allerdings die Gefahr der Befangenheit, darunter könnte der Lernprozess leiden. Oder gibt es einen Entwurfsort, der mich speziell reizt? Dagegen spricht, dass eine dazu passende Fragestellung erst noch gefunden werden müsste. Das wäre ein bisschen wie das Pferd von hinten aufzuzäumen. Oder vielleicht nutze ich die Chance, mich mit einem mir nicht so vertrauten Thema vertieft zu befassen. Der Möglichkeiten gibt es viele und das stellt die erste grosse Hürde. Ich habe mich für letzteres Vorgehen entschieden und befasse mich mit einem spezifischen Baustoff – Dämmbeton. Ein Widerspruch in der Fragestellung, denke ich, gibt Einiges her. Da das gängige Dämmbetongebäude monolithisch und objekthaft in seiner Erscheinung ist, habe ich mir einen Bauplatz gesucht, der dies nicht zulässt.
Das interessante an der Thesis-Arbeit ist doch, dass man noch nicht weiss, was aus den Untersuchungen zur Fragestellung resultiert. Man kann seiner Neugierde freien Lauf lassen. Ich denke eine gewisse Offenheit ist da unabdingbar. Jedoch gilt auch, dass ich meine Haltung und meine Ansichten verteidigen muss. Irgendwie heisst es für uns alle diesen Balanceakt zu meistern und den eigenen Weg zu finden. Daran hat sich seit dem ersten Semester des Architektur-Studiums nichts geändert. In diesem Sinne und für die nächtlichen Arbeitsstunden in der Halle (wir werden Sie schon bald vermissen) wünsche ich meinen 15 Kommilitoninnen und Kommilitonen, die im Sommer abschliessen werden, viel Erfolg und gutes Durchhaltevermögen.

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